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Mein Name, meine Nummer. Mit solchen Bändchen inklusive persönlicher Angaben stattet das Deutsche Rote Kreuz Bewohner der Großunterkunft Karlshorst derzeit aus. Nun wird erwogen, stattdessen Chipkarten zur Identifizierung zu verteilen.

© Annette Kögel

Flüchtlinge in Berlin: Armbänder für Asylsuchende sorgen für Unmut

Das DRK vergibt in Karlshorst Armbänder zur Registrierung an Flüchtlinge – weil Bewohner Zugangsausweise weitergaben. Kritiker sagen, die Bändchen seien unwürdig.

Auf den ersten Blick erinnern die Plastikbändchen an die Zugangsberechtigungen zum VIP-Bereich bei Konzerten. Andere fühlen sich an die Kennzeichnungsbänder für Neugeborene erinnert. Wiederum andere sagen: So eine Art der Kennzeichnung ist nicht würdevoll. Und einige der Träger beklagen, sie würden teils in der U-Bahn wegen der Registriernummern am Handgelenk schräg angeguckt. Es geht um die weißen Plastikbänder mit Namen und Nummern, die das Deutsche Rote Kreuz (DRK) zur Registrierung der Bewohner der Flüchtlings-Großunterkunft in Karlshorst nutzt. Armbändchen zum Zukleben benutzt auch die Stadtmission in ihrer Traglufthalle für Flüchtlinge, von denen man weiß, dass sie nur kurz bleiben. Alle anderen erhalten eine Art Checkkarte mit Chip – das habe sich bewährt und man könne es für ganz Berlin empfehlen, heißt es bei der Stadtmission.

Die DRK-Bänder waren zuletzt dem Republikanischen Anwältinnen- und Anwälteverein für Demokratie und Menschenrechte beim Flüchtlingsfest auf dem Tempelhofer Feld aufgefallen: Die Kennzeichnung sei unwürdig. DRK-Sprecher Rüdiger Kunz sagt dazu, ihn erinnerten die Bändchen an „All-Inclusive“-Reisen, aber gewiss an nichts Schlimmes. Man habe in der Notunterkunft Karlshorst mit 1000 Plätzen verschiedene Arten von Hausausweisen getestet. Zunächst wurden die Kärtchen vom DRK-Suchdienst benutzt. Doch leider habe man die Erfahrung gemacht, dass einige Bewohner ihre Zugangskarten als Verlust meldeten – und neue brauchten. Die verlorenen Karten seien dann unter der Hand vergeben worden.

Registrierungen regeln die Betreiber unabhängig vom Senat

So einen Handel oder eine Weitergabe bestätigt Silvia Kostner, Sprecherin des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso). Das DRK und das Lageso befürworten daher für Flüchtlinge in Dauerunterkünften Chipkarten mit Foto, etwa auch mit der Zahl der Kinder. Registrierungen regeln die Betreiber aber selbst, unabhängig vom Senat.

Bei der Stadtmission hat sich eine Checkkarte mit Chip am Drehkreuz zur Traglufthalle Kruppstraße bewährt, sagt Leiter Mathias Hamann. Der Pförtner sieht auch das Bild der Person auf dem Bildschirm. Wenn man einen Bewohner dringend, etwa wegen Medikamenten, erreichen wolle, könne man die Karte kurzzeitig sperren. Bei einer möglichen Evakuation wisse man, wer drinnen sei – und Unbefugte können nicht hinein.

Andrang zu groß: Beim Lageso gibt es keine Wartemarken mehr

Unterdessen ist der Andrang im Lageso in der Turmstraße so groß, dass Flüchtlinge ab Nachmittag keine Wartemarke mehr bekommen. Derzeit müssen sie sich zur Erstregistrierung täglich neu anstellen, rund drei bis inzwischen zehn Tage lang, bis sie zum Sachbearbeiter kommen. Dann erhalten sie auch den Berlin-Pass, einen grünen Krankenschein für niedergelassene Ärzte und den Abschlag fürs tägliche Überbrückungsgeld bis zum Start des Asylverfahrens einen guten Monat später. Wie der Tagesspiegel erfuhr, ist die ambulante Registrierung durch mobile Lageso-Mitarbeiter in den Notunterkünften ausgesetzt; das Verfahren habe sich als unpraktikabel erwiesen, weil es vor Ort keinen Zugriff auf die Computer gibt oder Asylbewerber es vorziehen, sich direkt beim Lageso anzustellen.

Der Strom der Asylsuchenden nach Berlin hält an. Am Montag ist ein weiterer Zug mit Flüchtlingen in Schönefeld angekommen, weitere werden erwartet. Diese Migranten und Asylbewerber werden mit Bussen zur Polizei in die Kruppstraße gefahren, dort helfen Bundeswehrsoldaten bei der Registrierung. Von dort werden sie in die Notunterkunft in der Glockenturmstraße gebracht.

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