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Eröffnung 2040? Geht es nach Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup, wird am BER noch sehr lange gebaut.

© Gregor Fischer/dpa

Flughafen Berlin-Brandenburg: BER-Chef will sich nicht auf Eröffnung in 2018 festlegen

Mit einem Start des neuen Hauptstadtflughafens vor Ende 2019 ist nicht zu rechnen. Doch Engelbert Lütke Daldrup packt mit dem "Masterplan 2040" schon mal den langfristigen Ausbau an.

Ein Tageshonorar für PR von 2000 Euro, und das ausgerechnet am BER - die Aufregung ist groß. Nun hat Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup erstmals selbst den umstrittenen Beratervertrag für den früheren SPD-Bundessprecher Lars Kühn verteidigt. Nach einer Sitzung des Aufsichtsrates der Flughafengesellschaft (FBB) bestätigte er am Montagabend in Tegel, dass er sich von Kühn sechs Tage pro Monat in strategischen Kommunikationsfragen beraten lässt. In der Summe macht das – wie berichtet – im Jahr ein Minister- oder Senatorengehalt aus. Die Konditionen seien „geschäftsüblich“, das Parteibuch habe keine Rolle gespielt, sagte Lütke Daldrup.

Um die Filz-Vorwürfe zu widerlegen, machte der frühere Berliner SPD-Staatssekretär gleich einen zweiten Beratervertrag für einen PR-Dienstleister am BER publik. Den gebe es mit der Agentur MSL, sagte er, die mit dem Geschäftsführer Axel Wallrabenstein dem konservativen Spektrum zugeordnet werde. Wallrabenstein war früher Bundesgeschäftsführer der Jungen Union, auch Sprecher von CDU-Ressorts in Berlin und in Sachsen, hatte auch Eberhard Diepgen beraten. MSL unterstütze die Pressestelle „operativ“, so Lütke Daldrup.

200.000 Euro für Kommunikation neben der Pressestelle

Beide Dienstleister würden aus dem Etat von 200 000 Euro bezahlt, die der Flughafen – neben der Pressestelle samt Sprechern – für externe Kommunikationsberatung jährlich ausgibt. Der gut dotierte Vertrag mit Kühn war scharf kritisiert worden, von der Berliner CDU, aber auch von Brandenburgs Finanzminister Christian Görke (Linke). Im Aufsichtsrat habe es nur kurze Nachfragen gegeben, „nicht einmal zwei Minuten“, sagte Lütke Daldrup. Der Aufsichtsratsvorsitzende, Brandenburgs Flughafensstaatssekretär Rainer Bretschneider (SPD), sagte, es sei alles regelkonform.

Lieber Senat, hiermit bewerbe ich mich um eine hochbezahlte Stelle in der BER-Planung, sobald wieder eine frei wird. Von Flughäfen habe ich keine Ahnung, aber ich kann lustige Jahreszahlen mit Eröffnungsterminen nennen.

schreibt NutzerIn Pressekritiker2

Zur Lage auf der Baustelle des BER konnte Lütke Daldrup kaum Neues berichten. Zuvor hatte das Kontrollgremiums knapp sieben Stunden getagt, das bis März vom Berliner Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) geführt worden war. Der hatte mit dem Wechsel von Lütke Daldrup zum Flughafen den Aufsichtsrat verlassen. Mit der neuen Mannschaft, etwa den von Berlin entsandten Experten aus der Wirtschaft, sei nun „mehr Zug drin“, lobte Chefaufseher Bretschneider.

Umplanung soll Kosten für Billigflieger-Abfertigung senken

Auf eine BER-Eröffnung 2018 wollten sich weder Lütke Daldrup noch Bretschneider festlegen, die heute auf der gemeinsamen Sitzung der Kabinette Berlins und Brandenburgs in Wildenbruch Gast sind. Wie berichtet, rechnet die FBB intern inzwischen damit, dass ein Start wohl erst Ende 2019 klappt. Man arbeite mit Hochdruck an einem diesmal belastbaren Fahrplan für eine Eröffnung, „nachdem wir wir uns fünf Mal schwer vertan haben“, sagte Lütke Daldrup. Man versuche, dafür mit den Firmen verbindliche Vereinbarungen für die verbleibenden Arbeiten abzuschließen.

Und es wird noch einmal umgeplant, um am BER erstmals billiger zu bauen. Zwar nicht das Hauptterminal, aber das bisher neben dem Nordpier geplante neue Terminal für Billigflieger, wo ab 2020 sechs Millionen Passagiere abgefertigt werden sollen. Jetzt soll stattdessen das Nordpier direkt verlängert werden und mit 100 Millionen Euro nur halb soviel kosten wie zunächst kalkuliert.

Drei Szenarien für Ausbau bis 2040

Zugleich sollen noch 2017 die Weichen für den langfristigen Ausbau des künftigen Hauptstadtairports von 2024 bis 2040 gestellt werden, da dann bereits 55 Millionen Passagiere erwartet werden. Lütke Daldrup will dem Aufsichtsrat im Juli Grundzüge für den „Masterplan 2040“ präsentieren. Am Montag hielt er sich dazu bedeckt.

Nach einer FBB-Vorlage werden dabei eine Überbauung des Vorplatzes am Hauptterminal („Szenario Mitte“), ein neues Terminal in Richtung Selchow („Szenario West“) außerhalb des bisherigen Flughafengeländes oder ein neues Abfertigungsgebäude am alten Schönefelder Airport („Szenario Nord“) genannt. Eins stellte Lütke Daldrup schon einmal klar: „Wir werden keine komplexen Gebäude mehr konzipieren, die in der technischen Gebäudeausrüstung fast unbeherrschbar werden.“

Zum Handeln zwingt, dass alle auf Berlin fliegen. 2016 haben die Alt-Flughäfen Tegel und Schönefeld 32,9 Millionen Passagiere abgefertigt. Das führt zumindest dazu, dass die FBB - wegen des BER in tiefroten Zahlen - zumindest das operative Ergebnis um 28 Prozent auf 109 Millionen Euro verbessern konnte.

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