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Die verschleppte Eröffnung kostet viel Geld - zu viel?

© dpa

Flughafen in Berlin: Für eine späte BER-Eröffnung fehlt Geld

Für den BER ist die Insolvenz von Air Berlin wohl noch das geringste Problem: Die absehbare Verschiebung der Eröffnung auf mindestens Herbst 2019 sprengt alle Kalkulationen.

Zunächst einmal gibt die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) eine Entwarnung: Die insolvente Airline Air Berlin, die mit einem Passagier-Anteil von rund 28 Prozent der bisherige Hauptkunde ist, steht bei der FBB nicht in der Kreide. Es gebe aktuell keine offenen Forderungen gegenüber Air Berlin, so die Flughafengesellschaft. Wie das?

Möglich war das nur, weil das öffentliche Gemeinschaftsunternehmen Berlins, Brandenburgs und des Bundes dem Vernehmen nach vorsichtig operierte, sich von der angeschlagenen Airline schon länger die Rechnungen sofort bezahlen ließ oder Leistungen nur gegen Vorkasse erbrachte. Und nun ist der Ernstfall eingetreten, der in den Risikoberichten für den Aufsichtsrat unter dem Stichwort „Insolvenz eines großen Airline-Kunden“ schon lange vorsorglich einkalkuliert war – mit einem möglichen Gesamtschaden von 219 Millionen Euro. In anderen, aktuellen Berechnungen kommt die FBB nach Tagesspiegel-Informationen auf – vielleicht – drohende Ausfälle von 73 Millionen Euro. Genau kann das vorläufig niemand beziffern. Nicht einmal, ob es überhaupt Ausfälle geben wird. Alles hängt davon ab, was mit Air Berlin passiert.

6,6 Milliarden Euro und eine Eröffnung ist nicht absehbar

Denn das FBB-Management kann durchaus darauf setzen, dass die von Air Berlin genutzten Slots auf dem Markt hoch begehrt sind und der Neu-Eigentümer und andere, expandierende Airlines sofort einsteigen werden. Damit gäbe es für den Flughafen womöglich sogar die Chance höherer Einnahmen als bei der kränkelnden Fluggesellschaft, die am Rekordwachstum der Flughäfen in den letzten zwei Jahren kaum noch Anteil hatte.

Bedrohlich für die Flughafenfinanzen ist nicht die Air-Berlin-Insolvenz, sondern die Dauerbaustelle des unvollendeten Hauptstadt-Airport in Schönefeld, für den mittlerweile 6,6 Milliarden Euro bewilligt worden sind. Und eine Eröffnung ist nicht in Sicht.

Selbst Eröffnung im Herbst 2019 ist mit Risiken behaftet

Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup will zwar noch in diesem Jahr einen neuen Eröffnungstermin nennen, nachdem erst im Januar der bis dahin noch für Ende 2017 geplante BER-Start gecancelt worden war.

Doch klar ist inzwischen, dass sich allein schon die Sanierungsarbeiten im Terminal etwa an der Sprinkleranlage ins nächste Jahr hinziehen werden und damit eine Inbetriebnahme 2018 unmöglich machen. Nach Tagesspiegel-Informationen geht der interne Entwurf des neuen Rahmenterminplans, der derzeit abgestimmt wird, von einer angestrebten BER-Eröffnung im Herbst 2019 aus. Und selbst die ist mit Risiken behaftet.

Finanzierung war von Eröffnung 2017 ausgegangen

So oder so, die neuen Verzögerungen sind so groß, dass die bisherigen Finanzpläne wieder einmal Makulatur werden. Immerhin hat der Flughafen von den drei öffentlichen Eignern ein Darlehen über 1,1 Milliarden Euro erhalten, um den BER fertigzustellen. Und darüber hinaus steht ein – zu 100 Prozent staatlich verbürgter – Bankenkredit über 1,1 Milliarden bereit, um daraus für rund 700 Millionen Euro dringend nötige erste Erweiterungen wie ein neues Billigterminal (rund 100 Millionen Euro) und den Schuldendienst zu bezahlen.

Die FBB schreibt wegen des BER tiefrote Zahlen. Aber diese Finanzierung war noch auf einen BER-Start 2017 durchgerechnet. Nun reicht das Geld „voraussichtlich“ bis Mitte 2018, wie dem Aufsichtsrat im Frühjahr mitgeteilt wurde. Für jeden Monat, den der BER nicht eröffnet, fallen nach FBB-Angaben Stillstandskosten von 13,2 Millionen Euro an. Insgesamt kalkuliert Finanzgeschäftsführerin Heike Fölster für die Verzögerung um ein Jahr, zu der es nun – mindestens – kommt, rund 405 Millionen Euro. Die sind bisher allerdings noch in keinem Businessplan enthalten. Und Berlin und Brandenburg, die beiden Hauptgesellschafter der Betreibergesellschaft, haben bereits klargestellt, dass es keine weiteren Haushaltsmittel geben soll. Gemessen am teuren BER-Drama dürfte für Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup die Insolvenz von Air Berlin noch die geringste Sorge sein.

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