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Berlin: Flughafen Tegel: Blindgänger-Suche

Tonnenweise Kriegsmunition am Rollfeld entdeckt – jetzt wird erstmals systematischgeforscht

Wenn die Maschine der Queen morgen auf dem militärischen Teil des Flughafens Tegel landet, rollt sie über Boden, der Brisantes birgt. Im Untergrund des Airport-Geländes werden noch Tonnen von Granaten und Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg vermutet – möglicherweise aus britischen Munitionsfabriken. Von Mitte November an soll der Flughafen nach Blindgängern abgesucht werden. „Und besonders gut der militärische Teil“, sagt Manuela Damianakis, Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung.

Solange die Alliierten diesen Teil des Flughafens genutzt hatten, konnte dort nicht gegraben werden. Erst 2002 wurde der Bereich oberflächlich abgesucht. Damals hätten die Arbeiter 382 Kilo Kampfmittel geborgen, sagt Damianakis. Gefahr für Fluggäste und Maschinen bestehe nicht, erklären Stadtentwicklungsverwaltung und Flughafengesellschaft. Die Polizei wollte sich auf Anfrage des Tagesspiegels nicht äußern. Die Genehmigung für ein Interview mit dem Kampfmittelräumdienst wurde zurückgezogen.

Bei Bauarbeiten an der Beleuchtungsanlage, den so genannten Taxiways, die die Landebahnen und das Vorfeld verbinden, wurden in diesem Sommer fünfeinhalb Tonnen Minen und Granaten gefunden. Allein zehn Mal mussten die Feuerwerker Blindgänger an Ort und Stelle sprengen, weil die nicht zum Sprengplatz im Grunewald transportiert werden konnten. Darunter waren eine Bombe, Minen und Panzergranaten. Weder der militärische Teil im Norden noch der Boden unter und neben den Start- und Landebahnen seien jemals gründlich sondiert worden, kritisieren Fachleute. Bis zum Beginn der siebziger Jahre sei die Suche nach Weltkriegsmunition Aufgabe der Bezirke gewesen. Reinickendorf habe wegen der Befehlsgewalt der Franzosen über Tegel nicht die Möglichkeit gehabt, intensiv zu suchen.

Als der Flughafen Tegel in den Siebzigern ausgebaut wurde, sei der Boden abgesucht worden, sagte ein Mitarbeiter der Stadtentwicklungsverwaltung. Gefunden habe man nur „Kleinzeug wie Stabbrandbomben“. Möglicherweise wurde nicht tief genug gegraben. Damals aber durfte nicht im militärischen Bereich gesucht werden. Die Entscheidung, das Flughafengelände auch im Bereich der Landebahnen zu checken, fiel vergangene Woche nach der Auswertung von Luftbildern. Nach Tagesspiegel-Informationen wurden darauf rund 100 Krater von explodierten Bomben entdeckt. Fachleuten zufolge ist damit zu rechnen, dass 10 bis 20 Prozent der abgeworfenen Bomben nicht explodierten. Zwar gab es während des Krieges den Flughafen Tegel nicht – er wurde erst 1948 während der Berliner Blockade aus dem Boden gestampft –, aber seit 1930 stand dort eine Raketenversuchsanlage. Im 19. Jahrhundert war das Gebiet Schießplatz für Militär und Waffenproduzenten.

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