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Flughafen Tempelhof: Die Zaungäste warten auf Einlass

Im Frühsommer 2010 soll das Tempelhofer Feld für alle Berliner geöffnet werden. Geführte Touren sind schon jetzt möglich.

In kleinen Schritten öffnet sich das Gelände des Tempelhofer Feldes auch für die Allgemeinheit: Seit Anfang Oktober stehen die am Columbiadamm gelegenen Soft- und Baseballfelder für Vereinssportler zum Training zur Verfügung. Weitere Sportflächen wie Tennisplätze, ebenfalls nur für die Nutzung durch Sportvereine vorgesehen, sollen 2010 dazukommen. Seit Neuestem besteht auch die Möglichkeit, an regelmäßigen Führungen über das Gelände teilzunehmen. Die Grün Berlin GmbH, im Projektträgerteam Tempelhof verantwortlich für das Parkmanagement, bietet an Wochenenden geführte, rund 90-minütige Bus-, Fahrrad- und Wandertouren an. Sie sollen über Geschichte und Zukunft sowie Architektur und die schützenswerte Natur des Tempelhofer Feldes informieren.

Die Tour für Fußgänger führt von der ehemals amerikanischen Picknick-Arena zum alten Flughafen der zwanziger Jahre und dann in einem weiten Bogen zurück. Die Fahrradroute beginnt am Flughafengebäude und verläuft über die beiden Startbahnen, die Sprintfreudige zu einem kleinen Wettrennen einladen. Wie diese beiden Angebote ist auch die Bustour nicht kostenlos, für rund sechs Euro vermittelt sie an mehreren Haltepunkten und durch Filmeinspielungen historische Fakten und Anekdoten aus Tempelhofs Blütezeiten (Infos und Anmeldungen zu allen Touren unter Tel. 28 01 81 17).

„Die Touren sollen in den Besuchern ein Gefühl für diesen weiten Raum wecken“, sagt Manuela Damianakis, Sprecherin der Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). Schließlich kenne ja fast kein heute lebender Berliner das Areal aus einer solchen Perspektive.

Bevor der dritte und vorerst letzte Schritt getan wird, müssen noch alte Baracken, Fundamente und andere bauliche Überbleibsel beseitigt oder umzäunt werden. Das soll im Frühsommer 2010 geschehen. Danach werden die fünf Eingänge, je zwei am Tempelhofer Damm und an der Oderstraße und ein weiterer am Columbiadamm, den Weg für alle frei machen: zu Spiel- und Liegewiesen, Grill- und Hundeplätzen sowie einem Fahrradverleih. Zwischen Sonnenauf- und -untergang sollen die Tore offen stehen. Danach werden sie vom Wachschutz bis zum nächsten Morgen abgeschlossen.

Gerhard Voss, Mitarbeiter der Bürgerinitiative „Tempelhof für Alle“, traut jedoch weder dem anvisierten Zeitpunkt für die Öffnung, noch hält er etwas von Zaun und Wachschutz: „Ich glaube nach mehrfachen Versprechungen des Senats nicht mehr daran, dass es bei den derzeitigen Terminplänen bleibt“, sagt der 56-Jährige, der in unmittelbarer Nähe des Areals wohnt. Den Zaun, der laut Damianakis eine Übernutzung und Vermüllung des Geländes vermeiden helfen soll, hält Voss für „komplett daneben: Wir feiern das 20-jährige Jubiläum des Mauerfalls – aber überall werden neue Zäune errichtet“ , sagt er. Anstelle eines Wachschutzes solle man lieber Reinigungskräfte einstellen, um das Gelände, wo nötig, sauber zu halten. „Tatsächlich steht dieser Zaun nur aus einem Grund: Dem Senat bei der schnellen Vermarktung des Geländes zu helfen“, so Voss.

Die Suche nach Investoren gestaltet sich allerdings – vor allem, was die Realisierung der Baupläne am Rande des Flugfeldes betrifft – langwieriger als zunächst angenommen: „Es wird nicht so sein, dass schon in einem Jahr eine Solarfabrik an der A 100 existiert. Aber langfristig kann dort im südlichen Bereich des Areals ein Top-Gewerbegebiet entstehen“, sagt Damianakis. Dann seien dort sogar eine neue S-Bahn-Haltestelle und Autobahnausfahrt denkbar. Inwieweit diese allerdings mit den Plänen des Senats für ein „CO2-neutrales“ Gebiet harmonieren würden, ist zurzeit ebenfalls noch unklar. Dagegen will die BIM schon im kommenden Jahr mit einer ersten Maßnahme die Vision beschwören: Auf das frühere Flughafengebäude werden Fotovoltaikpaneele montiert, Solarstrom aus Tempelhof. Eva Kalwa

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