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Berlin: Flughafen Tempelhof: SPD-Fraktionschef Müller will Flughafen später schließen

Die Konfusion in der Berliner Luftfahrtpolitik setzt sich fort. Um den Schließungstermin des Flughafens Tempelhof gibt es jetzt auch einen Zwist innerhalb der SPD, der sich zu einem heftigen Streit mit dem grünen Koalitionspartner ausweiten könnte.

Die Konfusion in der Berliner Luftfahrtpolitik setzt sich fort. Um den Schließungstermin des Flughafens Tempelhof gibt es jetzt auch einen Zwist innerhalb der SPD, der sich zu einem heftigen Streit mit dem grünen Koalitionspartner ausweiten könnte.

Der Fraktionsvorsitzende Michael Müller, will Tempelhof erst schließen lassen, wenn Schönefeld ausgebaut ist. In einem Interview mit dem Tagesspiegel sagte Müller, Tempelhof und Tegel seien wichtige Standortfaktoren. Deshalb sollte man Tempelhof nicht schon, wie bisher vorgesehen, nach einer rechtskräftigen Ausbaugenehmigung für Schönefeld aufgeben. Der Beschluss wird für 2003 / 2004 erwartet. Dagegen betonten Müllers Parteifreunde Stadtentwicklungssenator Peter Strieder und der verkehrspolitische Sprecher Christian Gaebler, der Konsensbeschluss gelte weiter, Tempelhof werde wie vorgesehen möglichst schnell dicht gemacht.

Über den Schließungstermin herrscht seit Jahren Unklarheit. 1996 hatten die Gesellschafter der Flughafen-Holding - Berlin, Brandenburg und der Bund - untereinander festgelegt, Tempelhof zu schließen, sobald die Ausbauplanung für Schönefeld rechtskräftig ist. Während sich die Flughafengesellschaft zunächst ebenfalls schnell von Tempelhof trennen wollte, weil der Betrieb dort unrentabel ist, bestanden die Tempelhofer Fluggesellschaften von Anfang an auf einem Weiterbetrieb bis zur Fertigstellung Schönefelds. Zu den Tempelhof-Befürwortern gehört inzwischen auch die Lufthansa, die mit ihrer Flotte den Flughafen bereits 1994 verlassen hatte. Im März ist sie mit einem kleinen Teil ihrer Flüge jedoch von Tegel nach Tempelhof zurückgekehrt.

Auch die Flughafengesellschaft will nun weiter ab Tempelhof fliegen lassen, weil sie inzwischen überzeugt ist, dass die dortigen Kapazitäten bis zur Inbetriebnahme Schönefelds gebraucht werden. Sie bat deshalb Anfang des Jahres die Stadtentwicklungsverwaltung, den bereits eingereichten Schließungsantrag ruhen zu lassen. Darauf reagierte diese nach Angaben der Flughafengesellschaft bis heute nicht - forcierte die Bearbeitung des Antrages aber auch nicht.

Unabhängig davon hat die Flughafengesellschaft inzwischen ein Konzept entwickelt, die Abfertigungsanlagen in Tempelhof für etwa 10 Millionen Mark auszubauen. Diese Pläne liegen derzeit aber auf Eis. Der spätere Schließungstermin sollte Anfang Juni von den drei Gesellschaftern förmlich beschlossen werden. Dann wurde aber der damalige Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen, ein Befürworter der Offenhaltung Tempelhofs, abgewählt. Anschließend kündigte der neue rot-grüne Senat an, den Schließungsantrag zügig umzusetzen. "Das gilt für uns noch immer", sagte gestern der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Michael Cramer. Wenn die SPD ihre Haltung ändere, gebe es Zoff.

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