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Auf diesem Acker wollen Kleinert und ein Freund starten.

© Thorsten Metzner

Groß Leuthen in Brandenburg: Flughafenmanager "Mr. Tegel" plant private Landebahn

Elmar Kleinert ist Betriebsleiter der Berliner Flughäfen. Nun will er mit seinem Kleinflieger im brandenburgischen Groß Leuthen landen. Es gibt Widerstand.

Nie hätte sie sich träumen lassen, dass es in ihrer Gemeinde einmal ein Flugplatz-Projekt geben könnte. „Ich habe erst einmal beim Landratsamt angerufen. Die dachten auch erst, ich spinne. Aber im Kreis Dahme-Spreewald haben sie ja Erfahrung mit Flughäfen.“ So erzählt Annett Lehmann, parteilos, Bürgermeisterin der Gemeinde Märkische Heide am Rande des Spreewalds, eine Autostunde von Berlin entfernt, mit trockenem brandenburgischen Humor. Und doch ist der Fall ernst, es geht hoch her vor Ort. Und so wird es auch wieder sein, wenn die Gemeindevertretung am Montag eine historische Entscheidung treffen soll, nämlich die, ob man im Dorf einen Flugplatz will.

Ja, und einer der beiden Männer, die in Groß Leuthen, einem der 17 Ortsteile von Märkische Heide, Flugpläne haben, ist kein Unbekannter: Elmar Kleinert, seit 2013 wieder Betriebsleiter der Flughafengesellschaft Berlin- Brandenburg (FBB). Er ist „Mister Tegel“, dafür verantwortlich, dass an den beiden an der Belastungsgrenze arbeitenden Flughäfen alles funktioniert, anders als beim „Problem-BER“.

Erst 2016 der Antrag auf Genehmigung des Sonderlandeplatzes

Nur mit seinem privaten Projekt hat er jetzt Ärger. Er hat sich in Groß Leuthen ein kleines, altes Haus gekauft, „meine Farm, für 30.000 Euro.“ Gerade sind die Handwerker da. Und ein Freund, der in Ludwigsfelde eine Orthopädie-Manufaktur betreibt, hat nebenan den alten stillgelegten Bahnhof saniert, lebt inzwischen dort. Beide sind Hobbyflieger, haben kleine amerikanische Oldtimer-Maschinen Piper PA-18. Und beide wollen auf einer Wiese entlang einer früheren Bahntrasse abseits des Ortes starten und landen. Sie haben bei der Luftfahrtbehörde (LUBB) Anträge gestellt, einen im Mai 2016 für eine temporäre Erlaubnis. Um es „mit ein paar Flügen auszuprobieren, aber auch, damit sich vor Ort alle ein reales Bild machen können“, sagt Kleinert.

Ende 2016 wurde dann ein „Antrag auf Erteilung einer Genehmigung für den Betrieb eines Sonderlandeplatzes zur ausschließlich privaten Nutzung durch zwei ortsansässige Privatpersonen“ gestellt, wie es das Potsdamer Infrastrukturministerium auf Anfrage formuliert. Es lägen aber noch nicht alle erforderlichen Unterlagen vor. „Wir bauen keinen Flughafen“, betont Kleinert. „Wir wollen nur auf unserer Wiese ab und zu starten und landen.“ Trotzdem herrscht dicke Luft, scheiden sich die Geister.

Und Bürgermeisterin Lehmann findet es nicht glücklich, nicht klug von den beiden Berlinern, dass man erst Ende 2016 von den Flugplänen erfuhr, was Kleinert mit dem Behördenverfahren erklärt. „Wir wollten erst einmal klären, ob es überhaupt möglich“, sagt er. „Es ist wie Henne und Ei.“ Inzwischen habe etwa das Landesumweltamt das Okay gegeben.

"Wir wollen nur auf unserer Wiese ab und zu starten und landen", sagt Elmar Kleinert zu seinen Plänen.

© Paderborn-Lippstadt Airport/dpa

Widerstand vom nahen Eurocampingplatz Spreewaldtor

Vor allem aber kommt Widerstand vom nahen Eurocampingplatz Spreewaldtor, einige hundert Meter von der möglichen Start- und Landebahnwiese entfernt, der strikt gegen einen Flugplatz ist.

Wenn der in den Karten eingezeichnet sei, werde das Gäste abschrecken, fürchtet Chef Alexander Weber. Er habe den Campingplatz letztes Jahr von der Kommune gekauft, hochgebracht, mit 20.000 Übernachtungen im letzten Jahr, wolle weiter investieren. Es mögen zunächst wenige Flüge sein, „aber man weiß ja nicht, wo das hinführt“, sagt er. Er hoffe, dass das Ganze abgeblasen wird. Beantragt sind 300 Flüge jährlich. Er vermutet deshalb, wie einige hier, dass Kleinert künftig zu seinem Arbeitsplatz fliegen will, dem BER in Schönefeld.

Kleinert: "Ich werde nicht ein einziges Mal zur Arbeit fliegen"

„Unsinn!“, sagt Kleinert. „Ich werde nicht ein einziges Mal zur Arbeit fliegen.“ Das sei zu teuer, wegen der Landegebühren, derzeit über 80 Euro in Schönefeld, 160 Euro in Tegel. Vor allem aber würde es viel zu lange dauern, ehe er die weiße Maschine „aus der Scheune aufs Feld geschoben“ habe, nach Schönefeld fliege, „mit 130 Stunden Kilometern die Stunde ist es die Harley Davidson der dritten Dimension“, dann in der Warteschleife auf eine Landeerlaubnis zwischen den Jets warte, und danach noch einen Kilometer zum Büro laufe. „Mit dem Auto bräuchte ich 45 Minuten, wäre ich viel schneller“, sagt Kleinert. Aber er wolle ja ohnehin nicht nach Groß Leuthen ziehen. „Ich bin Berliner. Ich gebe doch nicht meine geile Dachgeschosswohnung in Kreuzberg auf.“ Zudem gehe es pro Maschine um 75 Starts und 75 Landungen pro Jahr.

Sorgen vor Lärm, da ist sich Kleinert sicher, würden sich beim ersten Ausprobieren als unbegründet zeigen. „Da kommt ja keine 737 runter: Die Maschine ist leiser als ein Traktor, der sonst das Feld beackert.“ Auch Nachbar Andreas Kossack, der in Groß Leuthen das Restaurant samt Kegelbahn „Zur Eisenbahn“ betreibt, sieht das so. Es gebe hier einige, die anfangs gegen alles sind, sagt er. Die kleinen Maschinen seien „leiser als ein Rasenmäher“, sagt Kosack. „Es sind ja keine MIG 21 oder F 16 Kampfjets, die hier fliegen sollen.“

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