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Berlin: Flugzeug-Unglück: "Der Motor schnurrte wie eine Biene"

Die Ursache des Flugzeugabsturzes in Neukölln, bei dem am Himmelfahrtstag der Spandauer Steuerberater Peter Runge und seine Ehefrau Gisela ums Leben kamen, ist weiterhin rätselhaft. Werner Müller, Chef der Wartungsfirma Beechcraft Berlin, war mit der einmotorigen "Bonanza" noch im April nach Friedrichshafen geflogen.

Die Ursache des Flugzeugabsturzes in Neukölln, bei dem am Himmelfahrtstag der Spandauer Steuerberater Peter Runge und seine Ehefrau Gisela ums Leben kamen, ist weiterhin rätselhaft. Werner Müller, Chef der Wartungsfirma Beechcraft Berlin, war mit der einmotorigen "Bonanza" noch im April nach Friedrichshafen geflogen. Der Motor "schnurrte wie eine Biene", sagte er dem Tagesspiegel. Gleichzeitig wies er Spekulationen über Zusammenhänge mit einem Unfall im vergangenen Jahr zurück.

Die "Bonanza", die Runge zusammen mit einem Partner in Haltergemeinschaft gehörte, war am 14. Juli 2000 bei einem Landeunfall eines anderen Piloten beschädigt worden. Dieser war zehn Minuten nach dem Start in Straßburg wegen eines Ausfalls der elektrischen Anlage zum Flugplatz zurückgekehrt. Beim Aufsetzen knickte das unverriegelte Fahrwerk ein. Die Maschine wurde wieder repariert.

Die "Bonanza" wurde vorschriftsgemäß alle 50 Flugstunden gewartet, sagte Müller. Als "dummes Zeug" bezeichnete er Gerüchte über eine mögliche Fehlschaltung des Tankhebels. Der Benzinschalter befinde sich im Fußbereich, eine versehentliche Betätigung sei unwahrscheinlich.

Zwischen dem Notruf Runges, der Triebwerksprobleme meldete, und dem Absturz lag weniger als eine Minute. Bevor die "Bonanza" die Giebelwand eines Hauses an der Bornsdorfer Straße rammte, hatte der Pilot möglicherweise noch eine Notlandung in den benachbarten Grünanlagen versuchen wollen. Denn kurz vor dem Unglück ist die einmotorige Sportmaschine rund 250 Meter nach links vom Kurs zur Nordbahn des Flughafens Tempelhof abgewichen.

Der Versuch, eine Freifläche zu finden, wäre eine "natürliche Reaktion" gewesen, so Carsten Lindemann, ehemaliger Präsident des Luftsport-Landesverbandes. Lessinghöhe und Thomashöhe sind im Häusermeer östlich des Tempelhofer Flughafens die einzigen Grünanlagen, die nicht dicht mit Bäumen bewachsen sind. Zum Unglückszeitpunkt waren die Wiesen allerdings durch eine Vielzahl von Menschen bevölkert und deshalb für eine Notlandung ungeeignet.

Motorpiloten fliegen mit geringer Motorleistung eher zu tief an und gleichen erst kurz vor dem Aufsetzen durch Gasgeben aus, erläuterte Lindemann. Der Metereologe startet selbst regelmäßig in Tempelhof mit Messflugzeugen der Freien Universität. Angesichts der Flughöhe, die bei nur noch 100 Metern gelegen haben könnte, bestand nach dem Triebwerksausfall keine Chance mehr, den Flugplatz zu erreichen, so der Experte.

Das sofortige Einfahren von Landeklappen und Fahrgestell sei die Reaktion in einem derartigen Notfall, sagte Lindemann. Durch Ziehen des Steuerknüppels werde versucht, auf die optimale Gleitfluggeschwindigkeit von rund 150 Stundenkilometern zu bremsen. So lasse sich kurzfristig noch einmal etwas Höhe gewinnen. Für die Suche nach einer Rettungsmöglichkeit bedeute das aber nur einen Zeitgewinn von "vielleicht zehn Sekunden". Die Behörden konzentrieren sich auf die Reste des Triebwerks. Die noch bei der Polizei sichergestellten Wrackteile sollen deshalb baldmöglichst von Motorexperten untersucht werden, erklärte Chefermittler Jens Friedemann von des Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU).

Rainer W. During

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