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Container prägen seit Jahren das Bild im Westhafen.

© imago/Sabine Gudath

Franziska Giffey zu Gast: Berliner Hafenbetreiber Behala feiert 100. Geburtstag

Am 26. Februar 1923 wurde die Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft gegründet. Am Sonntag wurde mit der Regierenden Bürgermeisterin gefeiert – natürlich auf einem Schiff.

Berlin ist nicht Hafenstadt, sondern Häfenstadt, witzelte die Regierende Bürgermeisterin. Schließlich gebe es viele Häfen in Berlin, und seit genau 100 Jahren werden sie betrieben von der Behala, der Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft. Die Behala feierte am Sonntag ihren 100. Geburtstag, natürlich auf einem Schiff. 

„Was gibt es Schöneres, als bei Sonnenschein auf dem Wasser durch Berlin zu schippern“, sagte Franziska Giffey, froh einmal eine Stunde lang nicht nach Koalitionen befragt zu werden. Giffey wünschte der Geschäftsführerin Petra Cardinal „Gute Fahrt“.

Am 26. Februar 1923 wurde das Unternehmen gegründet, seit 1937 ist es ein Eigenbetrieb der Stadt Berlin, wie die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) also. Heute sind es nur noch drei Häfen, die in Betrieb sind, der Westhafen ist der größte von ihnen, zudem Spandau und Neukölln. Das Pendant im Osten der Stadt, der Osthafen, ist in ein Wohn- und Gewerbegebiet umgewandelt worden. 

Zu Mauerzeiten lagerte in den Speichern die Senatsreserve

Heute werden im Westhafen Container, Schrott, Öl und Zement umgeschlagen. Vieles hat der Westhafen gesehen, nach dem Krieg wurde Schutt aus der Stadt heraus geschafft, herein kamen Brennstoffe, Kohle und Öl. Zu Mauerzeiten lagerte in den Speichern die sogenannte Senatsreserve. Heute ist es weitgehend vergessen, dass West-Berlin aus Angst vor einer neuen Blockade alles Lebensnotwendige hortete, von Kohle über Konserven bis hin zum Klopapier. Die „Reserve“ wurde 1991 aufgelöst.

Heute lagern andere Güter in den Speichern, Kaffee zum Beispiel. Der kommt per Bahn im Container, wird hier gelagert und dann per Lastwagen in eine Rösterei nach Reinickendorf gebracht.

Auf Deck: Franziska Giffey und Behala-Chefin Petra Cardinal.
Auf Deck: Franziska Giffey und Behala-Chefin Petra Cardinal.

© Jörn Hasselmann

Die historischen Speicher stehen unter Denkmalschutz, „bei der Behala verbinden sich Tradition mit Moderne“, sagte Cardinal. Das Unternehmen setzt aktuell auf die sogenannte letzte Meile, also die Belieferung mit Waren und Paketen auf den letzten Metern zum Kunden, auch mit dem Lastenrad. Seit einigen Monaten kommen auch Pakete der Deutschen Post mit einem Solarboot an. Die „letzte Meile“ ist derzeit in der Logistikbranche angesichts des zunehmenden Paketversands durch den Internethandel eine der meistdiskutierten Fragen. 

Behala ist mehr als Schiff und Hafen. Der Geschäftsbericht für 2021 nennt zudem die Wiederaufbereitung von Bauschutt und kontaminierten Böden und den Betrieb von Hafenbahnen als Geschäftsfelder. Der Umsatz verringerte sich in 2021 von 21,3 Millionen Euro auf 20,5 Millionen. Berlin war mal nach Duisburg der zweitgrößte Binnenhafen Deutschlands, jetzt sind es immerhin 4,5 Millionen Tonnen, die pro Jahr umgeschlagen werden. Zum Vergleich: In Hamburg sind es 130 Millionen Tonnen pro Jahr. Aber die Frachtmenge wird auch in Berlin steigen. Vor allem mehr Container sollen die Stadt auf dem Wasserweg erreichen. 

Doch dazu müssten die Wasserstraßen nach Berlin ausgebaut werden auf ein einheitliches Niveau, wie es die Bundesregierung 1992 beschlossen hatte. Das „Verkehrsprojekten Deutsche Einheit 17“ soll Berlin und Brandenburg besser an Hamburg und das Rheingebiet anbinden werden. Derzeit ist nur ein eingeschränkter zweilagiger Containerverkehr bis Berlin möglich. Behala-Chefin Cardinal rechnet erst für 2028 mit einer Fertigstellung von Projekt 17, also fast 40 Jahre nach dem Mauerfall. 

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