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Wer wär nicht gern dabei? Starrummel in der Stadt ist ja etwas Schönes. Da darf’s offensichtlich schon mal teurer werden.

© dpa

Freikarten fürs Filmfestival: 22 Berlinale-Tickets für 30 000 Euro

Einen exklusiven Zugang zum Berliner Filmfestival ließ sich „Berlin Partner“ viel kosten: Die teuer erstandenen Kinokarten überreichte die Firma ihren Kontrolleuren.

30 000 Euro für 22 Berlinale-Karten sowie eine namentliche Nennung plus Weblink zum großzügigen Spender: Die Chefin der „Berlin Partner“ hat tief in die Kassen der Firma gegriffen, um an Eintrittskarten zur Berlinale heranzukommen – etwa für die „Eröffnungsgala inklusive Access zur Lounge und anschließendem Empfang“ beim filmischen Großereignis. Weitergereicht wurden die ebenso teuren wie exklusiven Karten von der Firma dann an jene, die deren Arbeit eigentlich kontrollieren sollen: „ausgewählte und wechselnde Mitglieder unseres Aufsichtsrats“ sowie an Unternehmen aus dem Partnerkreis.

„Berlin Partner“ ist eine teils von Beiträgen Berliner Unternehmen und teils aus Steuergeldern finanzierte Gesellschaft. Nach eigener Darstellung unterstützen der Senat sowie 200 Firmen die Arbeit der Berlin Partner, die auch das „weltweite Marketing für die deutsche Hauptstadt“ verantwortet. Weniger Glück hatte die Gesellschaft allerdings zuletzt mit der Besetzung ihrer Geschäftsführung. Der frühere Chef trat vor zwei Jahren wegen Verstöße gegen Ausschreibungsregeln zurück. Nun eckt seine Nachfolgerin Melanie Bähr wegen des großzügigen Deals mit den Berlinale-Karten an.

Die „Berlin Partner“ bestätigten auf Anfrage die Tagesspiegel-Recherche. Von „Barleistungen“ über 30 000 Euro seien allerdings nur 5000 Euro aus öffentlichen Mitteln geflossen, die anderen 25 000 Euro seien „private Gelder“ gewesen. Karten – mit einigen kam man ganz nahe heran an Stars wie George Clooney – seien etwa an den Chef der Volksbank Holger Hatje sowie an den Chef der Investitionsbank Berlin Ulrich Kissing gegangen, bestätigten die „Berlin Partner“ auf Anfrage. Hatje selbst nutzte die Karten in diesem Jahr nach Angaben der Volksbank nicht, anders als in den Vorjahren: „Repräsentative Auftritte bei der Eröffnungsfeier der Berlinale hat Herr Dr. Hatje nur in den Jahren 2011 und 2012 wahrgenommen.“ Auch die IBB bestätigte, dass ihrem Chef die Karten angeboten wurden. Er habe die Tickets aber weitergereicht, weil er „anderweitig über Karten verfügt“ habe.

Auch Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) sitzt im Aufsichtsrat der „Berlin Partner“. Sie habe keine Karten erhalten, sagte ein Sprecher auf Anfrage: „Der Senatorin ist nicht bekannt, dass von ,Berlin Partner‘ Berlinale-Karten erworben wurden, sie wird den erhobenen Vorwurf aber mit der Geschäftsführung von ,Berlin Partner‘ erörtern“. Andererseits seien „aus dem bei ,Berlin Partner‘ beauftragten Marketingbudget auch unterstützende Marketingaktivitäten für den Filmstandort Berlin vorgesehen“. Darbt die boomende Berlinale so, dass sie diese Finanzspritze braucht?

Was aber bekamen die „Berlin Partner“ genau für ihre 30 000 Euro? 16 der 22 Tickets für gewöhnliche „Wettbewerbsvorführungen im Berlinale Palast“ mit Zugang zur Lounge. Eher Vip-tauglich waren vier Einladungen zur Preisverleihung mit Zugang zur Partner Lounge sowie zur „Closing Party im Cookies“. Außerdem im fünfstelligen Betrag enthalten waren die zwei Tickets für die Eröffnungsgala. Eine kleine „Medienleistung“ gab es auch noch: Eine „namentliche Nennung und Verlinkung“ der „Berlin Partner“, eher versteckt ganz unten auf einer hinteren Seite der Internetseite der Filmfestspiele: hinter einem Kurierdienst und einem Limohersteller – im Unterbereich „Kooperationspartner“.

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