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Update

Friedliche Feiern in Berlin: Hupe trifft Vuvuzela - WM-Partys auf den Straßen der Stadt

Autokorsos auf dem Ku'damm, die Schönhauser als spontane Fanmeile: Tausende Berliner feierten das 4:0 der Deutschen bei ihrem WM-Auftaktspiel gegen Australien auf den Straßen der Stadt. Die Nacht blieb laut Polizeiangaben vom Montagmorgen weitgehend friedlich.

Nein, ein Ort der Stille war der Olympische Platz am Sonntagabend weiß Gott nicht. Verglichen mit dem Vuzuvela-Getöse in Stadion von Durban ging es beim Public Viewing vor Herthas Arena aber vergleichsweise nervenschonend zu: Tröten mussten draußen bleiben. Ansonsten hatten die Fans alles dabei, was man zu einer grandiosen Fußball-Feier vor den dort aufgebauten Großbildschirmen braucht: Klappstühle, Decken, Proviant in fester und flüssiger Form, dazu Wedel-, Wink-, Triller- und Trötenmaterial, nur eben keine mark- und beinerschütternden südafrikanischen Fanfaren.

Bei den ersten Spielen der WM hatte sich das Areal nur spärlich gefüllt, gestern aber, zum ersten Spiel der deutschen Mannschaft, war es ein Menschenmeer in Schwarzrotgold. Rund 10.000 hatte die Polizei am Abend gezählt, am Morgen korrigierte ein Sprecher diese Zahl auf 7000 nach unten. Die überall verbreitete Zahl von 30.000 Teilnehmern konnte die Polizei jedenfalls nicht annähernd bestätigen. Was brauchte man da noch Vuzuvelas, sich die Seele aus dem Leib jubeln ist tausend Mal besser.

Spontane Feiern auf den Straßen

Eine Riesenbegeisterung hatte alle erfasst, am Olympiastadion und an den vielen anderen Orten, wo man sich zum gemeinsamen Fußballfest versammelt hatte, am Traumstrand etwa, im Astra Kulturhaus in Friedrichshain, wo 11Freunde und der Tagesspiegel ihr WM-Quartier aufgeschlagen haben, oder auch daheim in der Familie vor dem Fernseher.

Nach dem 4:0-Sieg trieb es dann noch Tausende Fans auf die Straßen der Stadt: Natürlich auf den Kurfürstendamm zum hupenden Autokorso vorm Neuen Kranzlereck, wo es zuging wie beim Sommermärchen 2006 - nur dass hier und im Unterschied zur WM in Deutschland die südafrikanische Vuvuzela dann doch zum Einsatz kam. Das Hupkonzert vermischte sich mit dem Plastikgetröte, das auf vielen Fanfesten in Deutschland inzwischen nicht mehr zugelassen ist. 4000 Feiernde zählte die Polizei rund um die Gedächtniskirche. Gegen halb eins lösten sich die Autokorsos auf, die Fans gingen nach Hause oder feierten in Kneipen weiter.

"Alles steht still"

Die Kreuzung Eberswalder/Schönhauser Straße in Prenzlauer Berg wurde von Fans kurzerhand zur Feiermeile erklärt, so dass kein Auto mehr durchkam. 800 Fußballfans zählte die Polizei hier, bei diesem ambulanten Jubelfest. Dabei sollen etwa 30 Betrunkene gegen einen BVG-Bus getreten und geschlagen haben, der nur mit einem Fahrer besetzt war. Rund zehn Personen kletterten auf das Dach. Der Bus wurde erheblich beschädigt und musste aus dem Verkehr gezogen werden. Verletzt wurde aber niemand.

Etwa 40 Fans umringten nach Mitternacht ein Fahrzeug der Feldjäger der Bundeswehr am Hardenbergplatz, teilte die Polizei weiter mit. Sie schaukelten es auf, traten und schlugen gegen die Karosserie. Polizeibeamte nahmen einen 22-Jährigen und einen 18-Jährigen fest. Gegen beide wird wegen Verdachts des Landfriedensbruchs ermittelt.

Einige Beschwerden gab es in Berlin wegen Ruhestörungen oder weil auch Busse in den Menschenmassen nicht vorankamen. "Alles steht still", sagte ein Polizeisprecher am späten Sonntagabend. Dass es dann jedenfalls keine Verkehrsunfälle zu vermelden gab, liegt auf der Hand. "Verkehrsstillstand ist die sicherste Art der Verkehrsführung", sagte der Polizeisprecher trocken.

Die Polizei meldete dann am Montagmorgen, dass die Nacht trotz aller Ausgelassenheit weitgehend friedlich geblieben war, außer kleineren Handgreiflichkeiten. "Wenn Tausende Menschen zusammenkommen, dann passiert so was", hieß es bei der Polizei, die nun hofft, dass die WM-Feiern in Berlin so friedlich bleiben. (mit ddp)

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