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Sie dürfen hier nicht mehr rein. Für Hunde hat es sich in einigen Parkanlagen ausgetobt.

© dpa

Grünanlagen: Friedrichshain-Kreuzberg verbietet Hunde in mehreren Parks

Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg sperrt mehrere Grünflächen für Hunde. Die Anlagen hätten für Familien keine Aufenthaltsqualität mehr, heißt es zur Begründung. Verstöße können mit 50 Euro Bußgeld geahndet werden.

Mit der Nase dicht über dem Boden läuft Joscha aufgeregt an der Leine hin und her. Irgendetwas Interessantes scheint die fünfjährige Labrador-Mischlingshündin gerochen zu haben. Zweimal täglich geht Besitzerin Ann Kremmel mit ihrer Hündin hier im Volkspark Friedrichshain spazieren. Dass der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg an mehreren Orten nun ein offizielles Hundeverbot ausgesprochen hat, findet die 23-Jährige schlimm. „Hunde brauchen Auslauf und Kontakt mit anderen Hunden. Soll das jetzt nur noch auf dem Gehsteig stattfinden, einschließlich des großen Geschäfts?“ fragt die Lehramtsstudentin aufgebracht. Dann muss sie Joscha zur Räson rufen: Fast wäre die quirlige Hündin einer erschrockenen Joggerin direkt vor die Füße gelaufen.

Ähnlich wie Kremmel argumentiert auch Marcel Gäding vom Tierschutzverein Berlin. „Im Tierschutzgesetz und in der Hundeverordnung steht, dass der Hundehalter für ausreichend Sozialkontakt zu Artgenossen zu sorgen hat“, sagt Gäding. Er sei überrascht von den Hundeverboten auf dem Boxhagener Platz, dem Trave- und Lenbachplatz, auf der Weberwiese an der Karl-Marx-Allee sowie rund um den Märchenbrunnen und den Bachlauf im Volkspark Friedrichshain. „Dabei ist das nicht neu, bis auf die Weberwiese standen bereits überall Verbotsschilder“, sagt der stellvertretende Bezirksbürgermeister und Ordnungsstadtrat Peter Beckers (SPD). Man habe jetzt nur die Rechtsgrundlage für ein Bußgeld von zunächst 50 Euro und für Platzverweise geschaffen. Mehr Kontrollen durch das Ordnungsamt werde es wegen Personalmangels voraussichtlich nicht geben. „Sie sind sowieso nur sehr bedingt effektiv, weil wegen der Uniformpflicht unsere Mitarbeiter bereits von weitem zu erkennen sind“, sagt Beckers. Er empfiehlt Hundebesitzern die beiden Auslaufplätze in Friedrichshain sowie die drei neuen großen Flächen auf dem Tempelhofer Feld und sagt: „Dass es das nicht in Kreuzberg gibt, ist schade, und wir möchten das gern ändern.“

„Es geht um das Miteinander im Kiez“, begründet Finanzstadtrat Jan Stöß (SPD) die Verbote. „Einige Parks und Plätze haben für Familien wegen der Hunde keine Aufenthaltsqualität mehr.“ Hinzu kommt ein Geldproblem: Eine fünfstellige Summe kostet es den Bezirk jedes Jahr, Hundekot aus Grünanlagen zu entfernen und wie am Boxhagener Platz, wo viele ihre Hunde frei laufen lassen, zerstörte Beete und Sträucher wiederherzurichten. Einnahmen durch die Hundesteuer von jährlich 120 Euro für den ersten und 180 Euro für jeden weiteren Hund erhalten die Bezirke nicht, das Geld fließt in den Landeshaushalt.

„Natürlich verstehen wir den Ärger vieler Menschen über Hundehaufen und uneinsichtige Halter. Aber das Grünanlagengesetz gibt dem Bezirk ausreichend Möglichkeiten, um einzugreifen“, sagt Gäding. Es regelt unter anderem, dass Hunde an der Leine zu führen sind und nicht auf Wiesen und Beete dürfen. „Wir haben dem Bezirk einen Brief geschrieben und hoffen, dass man mit uns nach konstruktiven Lösungen sucht“, sagt er. Geschehe das nicht, würden Protestkampagnen folgen: Rund 15 000 Mitglieder zähle der Tierschutzverein, mehr als 100.000 Hunde seien in Berlin steuerlich gemeldet. „Der Kreis der Hundefreunde ist groß, Berlin sollte seinen Ruf als hundefreundliche Stadt nicht aufs Spiel setzen“, sagt Gäding. Und er sieht ein weiteres Problem: Mehr als 300 Hunde warten im Berliner Tierheim auf ein neues Zuhause, einige schon sehr lange. „Wenn man jetzt zusätzlich Umstände schafft, die die Vermittlung erschweren, ist das für die Tierheimhunde eine echte Katastrophe.“

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