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Foto: Davids

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Fröstelnd aber glücklich: Rund 250 Paare heirateten am 11.11.

Das konnte ja wirklich niemand ahnen. Keine Spur von Nebel oder ungemütlicher Nässe, dafür ein strahlend blauer Himmel und Sonne, die auf zahlreiche glückliche Gesichter scheint – und auf viele zarte, nackte Schultern.

Das konnte ja wirklich niemand ahnen. Keine Spur von Nebel oder ungemütlicher Nässe, dafür ein strahlend blauer Himmel und Sonne, die auf zahlreiche glückliche Gesichter scheint – und auf viele zarte, nackte Schultern. Die allerdings frösteln in den schönen weißen Kleidern und Hosenanzügen, während sich die Braut vor dem Standesamt für Erinnerungsfotos geduldig in Positur stellt oder mit großem Schwung den Brautstrauß in Richtung der besten Freundin wirft.

So besonders – und für Vergessliche praktisch – der 11.11.2011 als Hochzeitstermin auch sein mag, er liegt nun mal im November. Angesichts der möglicherweise wenig romantischen Wetteraussichten hatten daher nur rund 250 Berliner Paare den gestrigen Freitag zum schönsten Tag ihres Lebens erkoren. Zum Vergleich: Am 8.8.2008 und am 7.7.2007 waren es mehr als 350 Brautpaare, am 9.9.1999 sogar über 700.

„Wir heiraten heute vor allem, weil wir seit nun elf Jahren zusammen sind“, sagt Katrin Zellner, als sie mit ihrem frisch angetrauten Ehemann Daniel aus der spätklassizistischen Villa Kogge tritt, einem der drei Standesämter in Charlottenburg-Wilmersdorf. Kennengelernt hatten sich die 35-jährigen Zellners allerdings schon gut sieben Jahre vorher, in der Marie-Curie-Oberschule in Wilmersdorf. „Aber da waren wir noch nicht zusammen“, beeilen sich die ehemaligen Stufenkameraden zu betonen. 46 hetero- und auch einige homosexuelle Paare geben sich an diesem besonderen Tag in Charlottenburg-Wilmersdorf das Ja-Wort, mehr als in jedem anderen Bezirk. Darunter sind auch Kerstin Engelmann und Kristian Triebel. „Weil das Datum so toll auf dem Ehering aussieht“, sagt Triebel und legt seiner Ehefrau liebevoll die warme Jacke um. „Normalerweise heiraten bei uns 100 Pärchen im ganzen November“, erzählt Amtsleiterin Sylvia Brenke, die an diesem Tag drei Standesbeamte mehr einsetzt und unter anderem das Brautpaar mit der wohl größten Lebenserfahrung traut: Die zukünftigen Eheleute sind beide Jahrgang 1930.

Von Pappnasen und Luftschlangen ist trotz des gleichzeitigen Starts in die Karnevalssaison vor und auch in den meisten Standesämtern nichts zu sehen, allerdings kommt es zu manch ungeplantem Zusammentreffen wie am Standesamt in Mitte. Dort feiert gegen elf Uhr gerade eine fröhliche türkische Hochzeitsgesellschaft das junge, glücklich strahlende Brautpaar, als einige bereits ziemlich angeheiterte Teufel, Clowns und Matrosenmädchen mit roten Wangen und grellen Haaren vorbeiziehen. Auf beiden Seiten gibt es lautstarke Gratulationen und Jubelrufe.

Andere Paare geben sich in Mitte im Märkischen Museum oder auf einem Schiff im Historischen Hafen das Ja-Wort. Doch auch Elena Schwarz und Raphael Casado – was im Spanischen passenderweise „verheiratet“ bedeutet – haben sich ganz klassisch und ohne lange zu überlegen für das Standesamt Mitte entschieden. Die in Spanien aufgewachsene Deutsche und der Peruaner sind 21 Jahre alt und kennen sich gerade mal seit Februar 2011. Mit so viel frisch verliebtem Feuer im Herzen tritt die Bedeutung einer außergewöhnlichen Umgebung beim Heiraten dann wie von selbst in den Hintergrund. Eva Kalwa

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