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Der Laden des Berliner NPD-Chefs kurz vor der Eröffnung im Sommer 2011.

© Thomas Loy

Frontlinie der Extremisten: Neuer Neonazi-Laden in Schöneweide verschärft den Rechts-Links-Konflikt

In ein paar Wochen eröffnet das "Hexogen", der Laden eines NPD-Spitzenmannes in Schöneweide - ausgerechnet dort, wo eine Frontlinie zwischen Links- und Rechtsextremen verläuft.

Die Schaufenster zur Brückenstraße sind noch blickdicht mit Sperrholzplatten verrammelt. Geöffnet werde erst in ein paar Wochen, sagt ein Junge im schwarzen T-Shirt. „Outdoor, Military, Camping, Security“ steht in Werbelettern neben dem Eingang. Das ist der neue Laden der Neonazi-Szene in Schöneweide, das „Hexogen“. Die Polizei benennt den NPD-Landesvize Sebastian Schmidtke als treibende Kraft. Zwei Häuser weiter liegt die rechte Kneipe „Zum Henker“ mit soliden, schusssicheren Metallplatten zur Straßenseite. Fenster gibt es hier nicht mehr.

Ob man schon mal gucken darf? „Klar, komm rein.“ Die Nazishop-Jugendlichen sind nette, höfliche Menschen ohne Argwohn. So scheint es. Nur tragen sie T-Shirts mit der Aufschrift „National Socialist“ oder „Volkstod“ mit Totenkopf-Symbol. Ein junge Frau mit kurzen blonden Haaren und schwarzen Klamotten erklärt, dies sei gar kein Laden für Rechte. Deshalb habe man auch keine Angst vor Übergriffen der Antifa-Linken, die für den 8. Juli eine Demo in Schöneweide angemeldet haben.

Das Hexogen-Sortiment ist noch dürftig: T-Shirts für Hardcore-Biker (Choppers Death), für Paintball-Spieler (Leute, die sich mit Farbkugeln beschießen), Barbecue-Fackeln, Springerstiefel und Camouflage-Hosen plus Kampfrucksack fürs paramilitärische Outdoor-Training.

Fahrradtaschen sind im Angebot, ein Bundeswehr-Klappspaten und eine „Combat“-Schutzweste. Auch Landser-Romantik wird bedient, mit colorierten Zeichnungen von Feldzügen der Wehrmacht.

Neben dem „Hexogen“ liegt die Galerie SpreelacArt vom Verein Kulturwerk Schöneweide. Am Tresen unterhalten sich zwei Frauen über ihre Neonazi-Erfahrungen. Das Pöbeln im Vorbeigehen sei schlimmer geworden, seit die NPDler hier Flagge zeigen, sagt die Cafébetreiberin, aber sie höre da einfach nicht hin. Die andere Frau erzählt vom „Henker“, dass sie dort schon mal Cocktail getrunken habe, einen „Himmler“ mit Himbeergeschmack und dass es sich noch auszahlen werde, ein paar ältere Neonazis zu kennen, die einen in Schutz nehmen gegen die jungen Nazischläger, die schnell durchdrehen würden, wenn sie was getrunken hätten.

Die Brückenstraße mit dem sich anschließenden S-Bahnhof Schöneweide ist eine Frontlinie zwischen Links- und Rechtsextremen. Das Bezirksamt und lokale Initiativen feiern regelmäßig ein Fest für Demokratie und Toleranz auf dem Bahnhofsvorplatz. Zusätzlich gibt es die Werbekampagne mit bunten Plakaten glücklicher Küche: „Schöner weiden ohne Nazis.“ In der Brückenstraße liegt auch das Bürgerbüro des Linken-Bundestagsabgeordneten Gregor Gysi. Dort wurden schon mehrfach Scheiben eingeworfen.

Viele Läden stehen hier leer, seit das „Schöneweide-Center“ die ohnehin schwache Kaufkraft auf sich zieht. Outdoor, Camping und Military, dafür gebe es aber genügend Kundschaft, sagt die blonde Frau vom Hexogen.

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