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Berlin: Frühjahrsputz für alle

Stadtreinigung startet „Wohlfühl“-Aktion und verschenkt Besen. Anwohner sollen Verantwortung für Sauberkeit in ihrem Kiez übernehmen

Die BSR startet den größten Frühjahrsputz aller Zeiten – alle Berliner sollen mitmachen. „…auf die Plätze, Straßen los!“, nennt sich das, gestern hat die Stadtreinigung 900 echte Besen an Plakatwände gehängt – fast alle waren wenig später in neuen Händen. Wer damit am besten kehrt, wird dann „Kehrenbürger“ der BSR, das klingt lustig, hat aber einen ernsten Hintergrund. „Wir reinigen um 7 Uhr und um elf sieht es aus, als wenn es uns nicht gibt“, klagte BSRSprecher Bernd Müller. Mit der „Wohlfühl“-Aktion wolle man animieren, Verantwortung für den eigenen Kiez, den Mittelstreifen vorm Haus oder die Grünfläche an der Ecke zu übernehmen – oder auch mal einen Müllsünder oder Hundehalter anzusprechen. Am 24. April können sich Kehrenbürger-Kandidaten auf dem Klausenerplatz in Charlottenburg in einer ersten großen Putzaktion beweisen.

Und es gibt viel zu tun. Der Viktoriapark in Kreuzberg sieht zauselig aus mit all den Kronkorken, Papieren und Plastiktüten, die umherliegen. Der Tiergarten, der Mauerpark in Prenzlauer Berg oder der Volkspark Friedrichshain bieten ein ähnliches Bild. Das soll sich ändern, die Mitarbeiter der Grünflächenämter entfernen in diesen Tagen den Müll des Winters. Eine Erfahrung, die sie dabei machen, ist: Dass die vor einigen Monaten eingerichteten Kiezstreifen ihnen ihre Arbeit bisher kaum erleichtern. „Wir sind mit dem Frühjahrsputz fast durch“, sagt etwa Hans-Gottfried Walter vom Grünflächenamt Mitte. „Wir hoffen zwar, dass mit Hilfe der Kiezstreifen künftig weniger Schmutz anfällt. Bisher können wir das aber nicht feststellen.“ Alleine für den Tiergarten sind 45 der 190 Reiniger zuständig. „Nach nur einem warmen Wochenende ist dort vom großen Reinemachen nicht mehr viel zu sehen“, sagt Walter, der 800 Hektar Grün betreuen muss. Noch schlimmer seien die Vandalen: Gestern teilte der Bezirk mit, dass Unbekannte mutwillig mehrere Eiben im Englischen Garten abgeholzt haben. Einfach so. Schaden: 2760 Euro.

In Treptow-Köpenick reichen die 190 Mitarbeiter kaum aus, um die 1000 Hektar Grün „einigermaßen sauber zu bekommen“, wie Christoph Katerbau vom Grünflächenamt sagt. Besondere Mühe widmen die Reiniger viel besuchten Orten wie dem Treptower Park. Das müssen sie auch. Zwar sagt Katerbau über die Kiezstreifen, sie seien „scharf“. Das heiße aber nicht, dass weniger Müll anfalle.

Franz Schulz (Grüne), Baustadtrat in Kreuzberg-Friedrichshain, sieht das etwas anders: „Es gibt bisher keine Statistiken, die den Zusammenhang von Kiezstreifen und der Sauberkeit im Bezirk belegen.“ Allerdings: Die Bußgeld-Statistik der Kiezstreifen wertet Schulz als einen Erfolg: 16 805 Euro, rund 1600 belangte Ordnungswidrigkeiten seit Jahresbeginn – für Müllwegschmeißen oder Ähnliches. „Das zeigt, dass die Kiezstreifen eine gute Einrichtung sind“, sagt Schulz. Eine Einrichtung aber, deren Wirkung Grenzen hat. Am Mittwoch wurde der neu gestaltete Traveplatz in Friedrichshain an die Anwohner übergeben – hundefrei. Doch sind die Straßen rundum voll – mit Hundekot. Ha/mne

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