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Ein bisschen Regen wird auch diesen Krokussen nicht schlecht tun.

© dpa

Frühling in Berlin: Die Sonne wird nicht ewig bleiben

Mitte der Woche soll nass werden. Montag und Dienstag kommt aber noch mal Sonne satt. Eine Glosse übers Wetter.

Man könnte ja meinen, dass das mit dem Frühling jetzt einfach so weitergeht. Das stimmt zwar prinzipiell auch, aber ab Mitte der Woche soll es außerdem nass werden. Dieser Umschwung wird nicht nur der S-Bahn guttun, die gestern wegen eines Böschungsbrandes in Blankenburg (nach exakt zwei Tagen ohne Regen!) zeitweise den Betrieb auf der S 2 einstellen musste.

Nein, der Regen wird auch die Pflanzen laben, die den Frühling erst zu dem machen, was er ist: Was da gerade sprießt aus allen Ritzen, ist ja zu mindestens 90 Prozent Wasser; ganz gleich, ob Glücksklee oder Trauerweide. Und selbst der Durchschnittsmensch ist zu rund drei Vierteln flüssig, was er übrigens mit Knoblauch und Kartoffeln gemein hat.

Von den 892 Quadratkilometern Berlin sind 60 Gewässer. Wasserlagen – nicht zu verwechseln mit Wasserlachen – sind meist Traumlagen. Das gilt nicht nur für den Wannseestrand, sondern auch im Trüben und im Kleinen, etwa am Landwehrkanal. Wer das nördliche Ufer wählt, bekommt die Sonne dank der Spiegelung im Wasser doppelt ab.

Nebenbei lässt sich entdecken, welche Perlen im Gefolge des Wasserstraßenbaus entstanden sind – von Borsigs knubbeliger Doppelkolbenpumpe im Park an der Gitschiner Straße übers fachwerkschöne Alte Zollhaus am Carl-Herz-Ufer und die wie ein Schwalbennest an der Ufermauer klebende „Ankerklause“ bis zum historischen Schleusenwärterhäuschen an der Ratiborstraße, in das man sofort einziehen würde, wenn nicht schon die Kreuzberger Kinderstiftung darin untergebracht wäre.

Wer in diesen Tagen an Berliner Ufern flaniert, glaubt gern die Psychologenweisheit, dass sich der Mensch mit Blick auf Ufer (notfalls tut’s auch ein Feld) besonders wohl fühlt: Schützendes Hinterland im Rücken, freie Sicht voraus. Die ist zurzeit sogar besonders frei, weil die Ausflugsdampfersaison erst nächstes Wochenende ihren Höhepunkt erreicht, der dann bis zum Spätherbst dauert. Heute und morgen lässt sich das alles noch mal bei Sonne satt genießen und im Geiste bespiegeln. Was der Schöpfer – oder der Urknall – doch für einen großartigen Tag gehabt haben muss, als er das Wasser schöpfte: H2O – das Trio, das die Welt zusammenhält.

Wasser ist ökologisch korrekt, denn es läuft. Im Winter, wenn der Mensch friert, friert es solidarisch mit. Selbst wenn es nicht rein ist, geht es wieder raus, sofern man vom Grundwasser im Keller mal absieht. Da ist es wirklich kein Grund zur Freude, aber anders als Asseln oder Mäuse zieht es ja nicht gezielt in den Keller, meint es nicht böse. Freuen wir uns, dass es da ist und wenn neues kommt: Wir haben’s einfach nötig.

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