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FÜNF  MINUTEN  STADT: Wo ist dein Stachel?

Er hängt gleich neben der Kasse. Ein solider Zaunpfosten, vielleicht 40 Zentimeter lang, dick wie eine S-Bahn-Haltestange, schön handlich.

Er hängt gleich neben der Kasse. Ein solider Zaunpfosten, vielleicht 40 Zentimeter lang, dick wie eine S-Bahn-Haltestange, schön handlich. Das obere Ende angespitzt, gespickt mit Schrauben. Ein selbst gebauter Streitkolben, mit roten Flecken betupft. Farbe ist das, nur Farbe, natürlich. Das Ding hängt da vielleicht seit sechs Jahren, sagt der Inhaber des rumpeligen Mini-Baumarkts in der Nähe der Bergmannstraße, ein netter, brummiger, massiger Kreuzberger. Er wurde überfallen damals, nicht zum ersten Mal, aber diesmal wollte der Typ ihn abstechen. Der Inhaber zeigt eine beeindruckende Narbe am Unterarm.

Er wollte sich nicht abstechen lassen, sagt er, also hat er ein Sechser-Buchenholz gegriffen, auch schön handlich. Der Angreifer hat zwar gerade noch den Schädel zur Seite gedreht, hätte bestimmt ziemlich geknackt. Aber das Ohr hat sich verabschiedet. Genau wie der Typ, ganz schnell war der weg. Der Inhaber grinst, auch wenn die Geschichte natürlich überhaupt nicht lustig ist. Seitdem hängt die Stachelkeule da. Zur Abschreckung. Fragt sich nur, wogegen. In der Zwischenzeit haben in der Gegend ziemlich viele schicke neue Cafés aufgemacht. Jan Oberländer

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