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Berlin: Für alle ist Platz

SONNTAGS UM ZEHN Sie ist Zeitzeugin, aber auch Symbol für die wechselvolle Geschichte dieser Stadt: die Parochialkirche an der Klosterstrasse in Mitte. Mit einem Festgottesdienst zum 300-jährigen Jubiläum der Kirche wurde gestern ihrer historischen Bedeutung gedacht – und das frisch restaurierte Äußere gefeiert.

SONNTAGS UM ZEHN

Sie ist Zeitzeugin, aber auch Symbol für die wechselvolle Geschichte dieser Stadt: die Parochialkirche an der Klosterstrasse in Mitte. Mit einem Festgottesdienst zum 300-jährigen Jubiläum der Kirche wurde gestern ihrer historischen Bedeutung gedacht – und das frisch restaurierte Äußere gefeiert. In über zehnjähriger Bauzeit wurde das barocke Gebäude wiederhergestellt. Für die Sanierung des Innenraums fehlt bisher das Geld. Also lauschten die etwa 150 Gemeindemitglieder, unter ihnen Bezirksbürgermeister Joachim Zeller, inmitten unverputzter Backsteinmauern und mit Blick auf das Dachgebälk der Predigt von Bischof Wolfgang Huber. Dieser schilderte zunächst, wie eng verflochten die Kirchengeschichte mit den politischen Ereignissen ist. Zwei Jahre nachdem sich Kurfürst Friedrich III. 1701 als Friedrich I. zum König in Preußen proklamiert hatte, wird das Gotteshaus eingeweiht. Zerstört wird die Parochialkirche im Mai 1944 – eine Bombe trifft den Turm, der brennend in das Kirchenschiff stürzt. Anfang der 50er Jahre wird die Kirche behelfsmäßig repariert, bis zum August 1961 finden hier Gottesdienste statt. Der Mauerbau reißt die Gemeinde auseinander, erst am Ostersonntag 1991 kann wieder ein Gottesdienst in der Parochialkirche gefeiert werden.

Bischof Huber sieht die Geschichte der Kirche als Beispiel für Zuversicht und die Verantwortung für das Heute und Morgen. „Auf Gottes Einladung zu hören, ist heute so aktuell wie vor 100, 200 oder 300 Jahren.“ Huber zitierte dann aus dem 14. Kapitel des Lukas-Evangeliums (15-24): Ein Mann lädt viele zum großen Abendmahl. Er sendet seinen Knecht, den Eingeladenen zu sagen: Kommt, denn es ist alles bereit! Doch die Geladenen haben private oder berufliche Gründe abzusagen. So sendet der Mann seinen Knecht auf die Straße, um die Armen zum Mahl zu bitten. Immer noch ist Raum frei, und so wird der Knecht abermals geschickt, die Menschen von den Zäunen der Landstraße zu holen.

Die Einladung „Kommt, denn es ist alles bereit“ symbolisiert für Wolfgang Huber Gottes unbedingte Liebe, die einen jeden sich eingeladen fühlen lässt. „Bei Gott gibt es kein Schild ‚Wegen Überfüllung geschlossen’, und niemand wird ausgeschlossen." predigte der Bischof. „Der Kirchentag ist ein kleines Gleichnis für diese große Wirklichkeit gewesen: Für alle ist Platz“, so Huber. Das sei auch die Botschaft der Parochialkirche, die weitergegeben wurde und wird – auch in Zukunft eine Station für Gläubige zu sein und zu sagen: Kommt, denn es ist alles bereit.

Anna Bilger

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