zum Hauptinhalt

Berlin: Für die BVG ist das Metro-Netz ein voller Erfolg

Verkehrsbetrieb zählt ein Jahr nach der Netz-Reform zehn Millionen Fahrten mehr. Auswirkungen des Konzepts bleiben umstritten

Für die BVG war es der große Wurf – für viele Fahrgäste das große Ärgernis: Vor einem Jahr, am 12. Dezember, führte der Verkehrsbetrieb sein neues Liniennetz „BVG 2005 plus“ mit den Metrolinien ein. Zwölf Monate später ist die BVG zufrieden. Fast alle Prognosen seien erfüllt worden, bilanziert die BVG heute stolz. Fahrgäste, für die sich das Angebot verschlechtert hat, haben inzwischen möglicherweise resigniert; Beschwerden gibt es nach Angaben der BVG kaum noch.

Die Zahl der Fahrten im neuen Netz habe, wie vorhergesagt, um rund zehn Millionen zugenommen, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz. 2004 zählte die BVG knapp 892 Millionen Fahrten. Unklar bleibt allerdings, ob die Zahl der Fahrten gestiegen ist, weil die hohen Spritpreise dem Unternehmen neue Kunden brachten, oder das häufigere Umsteigen dafür verantwortlich ist. Die Einnahmen seien um knapp fünf Millionen Euro gestiegen. Und weil das Unternehmen das Angebot reduziert hat, gingen auch die Ausgaben um etwa zehn Millionen Euro zurück. Die BVG hat im neuen Netz 2,2 Prozent der Leistung, gemessen in so genannten Nutzwagenkilometern, gestrichen. Viele Fahrgäste müssen seither einen weiteren Weg zur Haltestelle zurücklegen, häufiger umsteigen oder länger auf einen Bus warten.

Betroffen davon waren nach BVG-Berechnungen rund 3,5 Prozent der Berliner. Vom gleich nach der Umstellung einsetzenden Protest an vielen Stellen der Stadt war die BVG dann aber doch überrascht. Mehrfach besserte sie ihr Konzept nach, was ihr vom Fahrgastverband IGEB ein Lob einbringt.

Weitere Änderungen sind für den 28. Mai 2006 vorgesehen, wenn die Bahn den neuen Hauptbahnhof und das neu gebaute Südkreuz in Betrieb nimmt. Dann stellt die BVG auch die meisten der so genannten Kiezlinien ein, die eine kurze Strecke in einer Richtung im Abstand von 20 Minuten fahren. Fahrgäste hatten sie kaum genutzt.

Obwohl die BVG vor allem das Bus- und Straßenbahnnetz umgekrempelt hat, dominieren im gesamten Angebot weiter die U- und S-Bahn. Auch mit der S-Bahn sind in diesem Jahr erneut mehr Fahrgäste gefahren. 2004 waren es 318,2 Millionen; für 2005 rückt die S-Bahn noch keine Zahlen heraus. Dass die Zahl der Fahrgäste „deutlich“ gestiegen ist, sei aber „nicht unbedingt“ ein Effekt des Metro-Konzepts der BVG. Die BVG-Planer hatten vorhergesagt, dass ihr Konzept der S-Bahn drei Millionen zusätzliche Fahrten bringen werde. Der Renner ist vor allem die Ringbahn. Seit der Kreis 2002 geschlossen ist, nimmt auf der Strecke ohne Ende die Zahl der Fahrgäste ständig zu. Der Bahnhof Jungfernheide etwa, der vor dem Lückenschluss rund 7000 Fahrgäste täglich zählte, kommt inzwischen auf 30 000, und Wedding machte von null einen Sprung auf 25 000 Kunden.

Noch mehr Fahrgäste hätte die S-Bahn haben können, wenn sie keine Großbaustellen gehabt hätte. Die damit verbundenen Betriebseinschränkungen hätten viele potenzielle Kunden abgeschreckt, heißt es. So hat die im Februar eröffnete Verbindung nach Teltow die Erwartungen – noch – nicht erfüllt. Fahrgäste mussten auf der Fahrt in die Innenstadt zum Teil mehrfach umsteigen. Vom 11. Dezember an fahren die S-Bahnen aus Teltow aber endlich zum Potsdamer Platz. „Dann steigen auf der Strecke die Fahrgastzahlen“, ist sich Marketing-Leiter Wilfried Kramer sicher. Das Metro-Konzept der BVG überzeugt ihn dagegen weiter nicht. Gegen die Absicht der BVG, im Mai aus den Linien 145, 148 und 149 Metrolinien zu machen, hat die S-Bahn Widerspruch eingelegt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false