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Alarmstufe Rot. Cyndi Lauper kürzlich bei ihrem Auftritt in Wien. Foto: dpa

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Berlin: Für immer Girlie

AUFTRITT DER WOCHE Anecken und Spaß haben, das war ihr stets wichtig Am Dienstag singt Cyndi Lauper in Berlin – geprobt hat sie am Flughafen

Die Frau weiß, was sie will, und sie will Spaß haben, immer noch. Wenn zu viel gequatscht wird an der Bar, während sie als Sängerin auf der Bühne alles gibt, dann kann sie auch schon mal einfach ihren Gig abbrechen. So hat es Cyndi Lauper („Girls just Want to Have Fun“), Frauenpopikone der 80er Jahre, bei ihrem letzten Konzert im Berliner Jazzclub Quasimodo einfach getan. Die Leute verstummten, und dann ging das Konzert doch weiter.

Der pädagogische Aussetzer ist inzwischen fast acht Jahre her. Jetzt gibt die inzwischen 58-jährige Amerikanerin Berlin wieder mal eine Chance und tritt am Dienstag im Admiralspalast auf. Cyndi Lauper, die weltweit seit Karrierebeginn Anfang der 80er rund 30 Millionen Platten und CDs verkauft hat, bringt ihr aktuelles Album mit, und da hat sie den „Memphis Blues”.

Wenn man die Augen zumacht und nur der Stimme lauscht, hat man noch immer diese flippige Frau mit den punkigen Haaren und den grellfarbenen kurzen Röcken vor Augen – heute ist modernisiertes Punkoutfit ja schon wieder stylish. Und wenn man die Augen öffnet, zum Beispiel neulich beim Konzert in Wien? Die Haare feuerrot, ihre Gestik noch so jung wie früher, und, ja, sie sieht in dem Alter, wo viele Frauen nicht mehr über ihr Alter reden wollen, noch jünger aus. Aber solche Bemerkungen will sie gar nicht hören, dafür hat sie nicht gekämpft.

Anno 1979 hatte sich durch Sängerin Pat Benatar ein neuer Frauentypus auf dem Musikmarkt entwickelt, selbstbewusst und rockig, zu einer Zeit, als das Verbot des Frauenfußballs in Deutschland gerade erst aufgehoben worden war.

Madonna war eine andere erste Vertreterin dieses Powerfrauen-Typus, die sprang mit „Holiday“ durch diese neuartigen MTV-Musikvideos. Und Cynthia Ann Stephanie Lauper, Tochter des schweizerisch- und deutschstämmigen Fred Lauper und der aus Süditalien stammenden Mutter Cathrine Dominique, wagte es, in ihrem Song „She Bop“ über weibliche Selbstbefriedigung zu singen. Das gab in den Staaten einen landesweiten Skandal, aber wenn heute Rihanna lauthals „S&M“-Sex beschwört, zuckt kaum noch einer mit den Schultern.

Lauper widmete all ihre Energie in frühen Jahren der Musik, viermal musste sie Anlauf nehmen, bis es mit dem Schulabschluss klappte. Wenn sie heute in den USA und Europa auf Welttournee geht, wird sie natürlich auch bei Zugaben immer wieder um die Hits gebeten, die aktuell immer noch auf den MP3-Player heruntergeladen werden: „Time after Time“, „She Bop“, „True Colors“, „I Drove all Night“. Aber Cyndi hat auch den Blues, und für die Scheibe beim französischen Indie-Label Naive Records/Indigo bat die Pop-Ikone Musiker wie B.B. King und Jonny Lang mit ins Studio: „Das ist ein Album, das ich schon seit Jahren machen wollte“, sagt sie.

Kritiker loben den erdigen, rauen Sound und besonders das Duett mit Soulsängerin Ann Peebles im Muddy-Waters-Klassiker „Rollin’ And Tumblin“. Das Album stieg in den amerikanischen Charts auf Platz 26 ein und lieferte Lauper das fünfte Top-40-Album ihrer Karriere. Und das, obwohl Cyndi Lauper in ihrer Heimat gerne mal aneckt und von konservativen Zeitgenossen mächtig Buhrufe hinnehmen muss. Zum Beispiel nach ihrem Gastspiel in der Schwulen-US-Fernsehserie „Queer as Folk“ oder nach ihrem Benefiz-Konzert zugunsten Homosexueller. Die 58-Jährige engagiert sich auch stark in der Aids-Aufklärung.

Für die frühen Girlies war Deutschland schon immer eine wichtige gesellschaftliche Bühne und ein wichtiger Markt. 1990 trat Cyndi Lauper bei Roger Waters’ Aufführung von „The Wall“ auf dem Potsdamer Platz auf. 2006 stand sie in der Musicalfassung von Bertolt Brechts Dreigroschenoper am Broadway auf der Bühne. Und jetzt der Admiralspalast.

Dass die Frau immer noch Spaß hat, bewies sie gerade am Flughafen von Buenos Aires. Als es da Flugverspätungen gab, griff sie zum Mikro und schmetterte „Girls Just Want to Have Fun“ über die Lautsprecher. Zum wie vielmillionsten Mal eigentlich? Annette Kögel

Das Konzert beginnt am Dienstag um 20 Uhr, es gibt noch Karten ab 45 Euro

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