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Berlin: Für Warner Music rollt der Senat den roten Teppich aus

Deutscher Ableger des US-Medienkonzerns denkt über einen Umzug von Hamburg an die Spree nach

Von Gregory Lipinksi

und Christian van Lessen

Nach Universal und MTV hat Berlin einen weiteren dicken Fisch aus der Musikbranche am Haken: Warner Music Germany überlegt, seinen Sitz von Hamburg nach Berlin zu verlegen. In der deutschen Zentrale des Musikunternehmens arbeiten mehr als 200 Beschäftigte. Der Sprecher der Senatswirtschaftsverwaltung, Christoph Lang, bestätigte am Dienstag dem Tagesspiegel, dass mit Warner über einen Umzug gesprochen wird. „Noch ist nichts entschieden. Wenn ein Unternehmen nach Berlin will, rollen wir den roten Teppich aus und helfen.“

Von den Gesprächen mit dem Berliner Senat hatte das Handelsblatt zuvor aus Kreisen der Hamburger Verwaltung erfahren. Berlin soll dem deutschen Ableger des US-Medienkonzerns Time Warner ein kostengünstiges Angebot für einen Standort gemacht haben, was Lang gestern als „Gerücht“ bezeichnete.

Hamburg versucht nun, das Unternehmen zu halten. Nach Informationen aus der Wirtschaftsbehörde will die Hansestadt über eine stadteigene Gesellschaft günstigere Büros als derzeit anbieten. Zu Warner Music Germany gehören unter anderem Eastwest und Wea Records, das Unternehmen hat Künstler wie Westernhagen, Sasha, Nena oder Heinz Rudolf Kunze unter Vertrag.

Die Umzugsüberlegungen der Hamburger Firma werden durch die Ansiedlung mehrerer großer und kleiner Musikfirmen an der Spree bestärkt. Berlin gilt inzwischen als attraktiver Standort für die Branche. Mit Warner Music würde bereits der zweite große Musikkonzern Hamburg den Rücken kehren. Erst Mitte vergangenen Jahres war der Musikriese Universal Music nach Berlin gewechselt. Dabei flossen EU-Fördermittel für strukturschwache Regionen von rund 10 Millionen Euro. Die Aussicht auf Subventionen habe Universal nicht gelockt, betonte gestern der Sprecher der Berliner Wirtschaftsverwaltung: „Die wollten nach Berlin, weil sie den Standort attraktiv fanden.“

Warner Music wollte zu Umzugsplänen am Dienstag keine Stellungnahme abgeben. Christoph Lang von der Berliner Wirtschaftsverwaltung mochte sich ebenfalls nicht weiter äußern, wies aber auf die Spekulationen über mögliche Fusionen in der Musikindustrie hin, über die auch Warner nachdenkt. „Wenn sich ein Unternehmen neu aufstellt, bringen wir uns als Standort in Erinnerung.“

In Berlin spielt spätestens die Musik, seit Universal Anfang letzten Jahres von Hamburg an die Oberbaumbrücke zog. Wenige Monate später kündigte der Musiksender MTV an, 2004 ebenfalls seinen deutschen Sitz von München nach Berlin zu verlegen. Und Ende Juli dieses Jahres wurde der Umzug der Popkomm, Europas größter Fachmesse für Popmusik und Entertainment, von Köln nach Berlin im nächsten Jahr bekannt.

Mit dem möglichen Warner-Standortwechsel könnte sich der Konkurrenzkampf zwischen Berlin und Hamburg wieder anheizen. Im Frühjahr hatte Berlin den Wettstreit um die Vergabe des Schallplattenpreises „Echo“ 2004 gewonnen. Hamburg wiederum konnte den „Bambi“ an sich ziehen.

Der Umzug nach Berlin ist auch für andere große Unternehmen wichtig: Coca-Cola verlegte kürzlich den Sitz seiner Deutschland-Zentrale von Essen an die Spree. Der Software-Riese SAP baut an der Rosenthaler Straße eine große Hauptstadt-Repräsentanz. Cap-Gemini, die größte europäische Unternehmensberatung für Informationstechnik, verlegte ihre Zentrale für Deutschland, Österreich, die Schweiz und Osteuropa von Bad Homburg nach Berlin.

Gregory Lipinksi, Christian van Lessen

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