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Berlin: Fußball-WM lockt Sprayer an – die BVG rüstet mit Kameras auf Graffiti-Schmierer reisen weltweit von einer Großveranstaltung zur anderen. Verstärkte Videoüberwachung in U-Bahn-Zügen soll die Täter abschrecken

Die BVG rüstet für die WM auf. Denn zu dem Fußballfest im Sommer 2006 werden nicht nur Fans erwartet, sondern auch eine große Zahl von Graffiti-Sprayern, die ihre Spuren in der Stadt hinterlassen wollen.

Die BVG rüstet für die WM auf. Denn zu dem Fußballfest im Sommer 2006 werden nicht nur Fans erwartet, sondern auch eine große Zahl von Graffiti-Sprayern, die ihre Spuren in der Stadt hinterlassen wollen. Gemeinsam mit der Polizei bereitet die BVG schon jetzt Gegenmaßnahmen vor. Sie will ab sofort in alle neuen U-Bahn-Züge Kameras einbauen. Zu Versuchszwecken fuhr bislang nur rund die Hälfte der durchgehend begehbaren Züge mit Kameras durch die Stadt.

„Sprayer fahren von einer Großveranstaltung zur anderen“, sagt BVG-Technik-Vorstand Thomas Necker. Fast ein Drittel aller Schmierereien würden von reisenden Sprayern angebracht. Erst vor kurzem sei eine Gruppe Italiener in Berlin beim Sprayen festgenommen worden.

Den international agierenden Sprayern will man nun auch mit einer internationalen Zusammenarbeit das Handwerk schwer machen. Die BVG hat nach Neckers Angaben inzwischen über 40 000 so genannte Tags in einer Bilddokumentation erfasst; der größten ihrer Art weltweit, wie Necker sagt. Die Verkehrsbetriebe tauschen diese Dokumente dann untereinander aus. So sei es möglich, dass man in New York ein in Berlin entstandenes „Tag“ Sprayern aus Stockholm zuordnen könne, was auch schon gelungen sei.

Fast jeder Sprayer bringt immer wieder sein persönliches Zeichen an. Das „Tag“ kann dabei handwerklich sehr anspruchsvoll sein, ist oft aber auch nur eine simple Schmiererei. So können viele „Werke“ aber ihren Urhebern zugeordnet werden, die in der Szene bekannt sind. Dort kennen sich inzwischen auch die Ermittlungsspezialisten aus. Sechs Teams bilden bei der BVG ein so genannte Soko Graffiti.

Nach dem Ende der Großveranstaltungen ebbe das Sprühen aber keineswegs ab, sagte Necker weiter. Dann seien die Nachahmer an der Reihe. Dabei nehme das Sprayen in letzter Zeit ohnehin wieder zu. „Wir kommen mit dem Reinigen nicht mehr nach“, sagte Necker.

Ein ganz besonderes Berliner Problem sei das Zerkratzen von Fensterscheiben. Dieses so genannte Scratching hat zugenommen, seit die Verkehrsbetriebe Schmierereien an den Fahrzeugen meist schnell entfernen. BVG und S-Bahn schützen das Glas inzwischen zwar meist mit Folien, doch diese seien so teuer wie Scheiben, sagte Necker. Deshalb lohne sich der Einbau von Kameras in den Fahrzeugen. In Zügen ohne Überwachung müssten die Folien oder Scheiben fünf Mal häufiger gewechselt werden als in Fahrzeugen ohne Kamera. Fahrgäste werden mit Piktogrammen auf das elektronische Auge hingewiesen. Wird kein Schaden festgestellt, werden die Aufnahmen gelöscht. Sonst werden sie von Spezialisten ausgewertet.

Etwa ein Viertel der Sprayer wird nach Neckers Angaben erwischt. Seit 1987 gab es über 11 000 erfasste Vorgänge. Verurteilt wurden nur rund 200. Der geleistete Schadensersatz ist gering. Anders war es in Wien, woher Necker kommt. Als dort die Schmierereien aufkamen, habe die Justiz die Täter mit drakonischen Strafen fast in den Privatkonkurs getrieben. Gesprüht werde jetzt nur noch selten.

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