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Berlin: Gärtnerstr. 12, 10245 Berlin-Friedrichshain, Telefon: 292 66 74, geöffnet: Sonnabend mittag, Sonntag abend und montags geschlossen, Kreditkarten: keine

Das schwarze Loch der Berliner Gastronomie befindet sich am Hackeschen Markt. Diese Gegend saugt Gäste aus der ganzen Stadt und darüber hinaus an und zieht sie ohne Chance auf Gegenwehr hinter die Türen der Restaurants.

Das schwarze Loch der Berliner Gastronomie befindet sich am Hackeschen Markt. Diese Gegend saugt Gäste aus der ganzen Stadt und darüber hinaus an und zieht sie ohne Chance auf Gegenwehr hinter die Türen der Restaurants. Wer später den Weg hinaus findet, erinnert sich nicht ans Essen, dafür um so heftiger an die pampige Bedienung - sofern er nicht zu den weltberühmten Mimen gehört, die mal in "Verbratene Liebe" den Heiko Schnadlhupf gespielt haben und deshalb hofiert werden. Will sagen: Ich habe es aufgegeben, dort allen Neueröffnungen hinterherzulaufen und füge mich in die Erkenntnis, daß die unsichtbare Hand des Marktes mir die Arbeit abnehmen wird.

Ha! Nachdem das nun klargestellt ist, begeben wir uns in das vom Szenegeschwurbel weitgehend verschonte Friedrichshain, wo es ein Restaurant gibt, das trotz deutlich schmeckbarer Qualitäten seit zwei Jahren unbesungen vor sich in werkelt - daß es zwei Jahre sind, weiß auch ich nur vom Fragen, weil ja nie jemand eine Eröffnungsanzeige schickt. Die "Tomate" steht ganz heimlich in der Gegend herum, und erst ein Blick auf die Speisekarte zeigt, daß mehr Ehrgeiz dahintersteckt als sonst in dieser Gegend.

Zum Beispiel würde ja niemand drunten hinter der Frankfurter Allee eine Zuckerschotenterrine erwarten, eine sanft gemüsige lindgrüne Sache mit gutem, angemessen dimensioniertem Salat. Diese für 12 Mark angenehm kalkulierte Vorspeise nahm uns ebenso für das Restaurant ein wie das doppelte, auf einem Teller und doch getrennt servierte Tomaten-Paprika-Süppchen, gut gewürzt, akkurat abgeschmeckt. Der Lammrücken (28 Mark) bewies, daß hier gute Ware eingekauft und sorgfältig verarbeitet wird - ich würde allerdings dringend dazu raten, die dicke Fettschicht unter der Pestokruste vor dem Braten zu entfernen. Ausgezeichnet: das knusprige Kartoffel-Schafskäse-Törtchen als Beilage, das in keinem Sterne-Restaurant unangenehm aufgefallen wäre.

Dann war dringend eine Bauchlandung fällig, schon weil es erfahrungsgemäß so nicht weitergehen konnte; sie fand statt in Form einer Seeteufel-Rolle, die offenbar lange vorgefertigt war und also als dröges, ziemlich trockenes Nichts bei uns ankam (29 Mark). Wir trösteten uns mit der vorzüglichen Ratatouille als Beilage und sahen den Desserts mit skeptischer Erwartung entgegen: Gut die milde, der Zuckerschotenterrine vom Einstieg optisch sehr ähnliche Limonenterrine, fast schon unzerstörbar fest dagegen das Grießflammeri, das bei entsprechend runder Formgestaltung auch als Tischtennisball funktioniert hätte. Positiv fiel wiederum die recht ordentliche Weinkarte auf, auf der es beispielsweise den Gutsriesling von Breuer für angemessene 38 Mark gibt. Aufmerksamer Service, der freilich bei unserem späten Besuch wenig Arbeit hatte.

Wie man dort sitzt? Angenehm - und das ist mehr, als die meisten neuen Restaurants bieten. Die Einrichtung mit viel Holz und wenig Metall verbreitet eine gewisse Heiterkeit, die Stühle sind bequem und die Tische - mit Ausnahme einiger Katzentische - geräumig. Soll man hingehen? Sagen wir so: Es kommt auf die Entfernung an. Bloß das Auto sollten Sie auf jeden Fall zu Hause lassen, um nicht bei der Parkplatzsuche zu verzweifeln.

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