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Berlin: Ganz gezielt nur die teuersten Weine gestohlen

35 000 Euro Schaden, und die Diebe hinterließen keine Spur. Ihre Tat erinnert an eine spektakuläre Serie im Jahr 1999

Von Jörn Hasselmann

Die Diebe waren Weinkenner. Gezielt stahlen sie nur die teuersten und seltensten Tropfen, die im Keller der „Piazza Italiana“ in Glienicke lagerten. Der Schaden betrage 35 000 bis 40 000 Euro, sagte Inhaber Antonio Modesti – dabei sei der ideelle Verlust weit größer. „Diese Weine kann man nicht so einfach wieder einkaufen“, sagte Modesti. Sein Restaurant mit eigener Weinabteilung genießt in Berlin unter Kennern einen Spitzenruf für italienische Weine. Gestohlen wurden 30 Flaschen Chateau Pétrus der Jahrgänge 95, 96 und 98 – „Das sind die besten überhaupt“, sagte Modesti. Zudem nahmen der oder die Diebe 12 Flaschen Sassicaia des Jahrgangs 97 und je eine Flasche Brunello von 1954 und 1955 mit. „Solche Weine stehen nicht auf der Karte, die sind für besondere Gäste oder Sammler“, sagte Modesti.

Der Italiener hat nun 10 000 Euro Belohnung ausgesetzt, aber: „Ich habe keine Hoffnung“. Die Tat sei mit Sicherheit ein Auftragswerk. Der Dieb habe sich perfekt ausgekannt, die Alarmanlage sei überlistet worden. Modesti vermutet den Täter in den Reihen seiner derzeitigen oder früheren Mitarbeiter. Entdeckt hat er das Fehlen der Flaschen am Mittwochmittag, die Videoanlage filmte nachts einen etwa 30 Jahre alten und 1,65 Meter großen Mann im Keller. Für die Kripo hat das Video aber nahezu keinen Wert. Da ist ganz kurz ein verschwommener Mann zu sehen, ohne dass zu erkennen ist, was er gerade macht, hieß es bei der Kripo Hennigsdorf, die den Fall bearbeitet. Denn die Piazza Italiana an der Oranienburger Chaussee liegt wenige Meter hinter der Stadtgrenze im brandenburgischen Glienicke. „Wir wissen nicht mal, ob es ein oder mehrere Täter waren“, sagte der zuständige Kommissariatsleiter Hans-Jürgen Schober. Auffällig sei, dass an dem Kellerfenster, durch das der Täter eindrang, keinerlei Spuren von Gewalteinwirkung gefunden wurde.

Es ist nicht der erste Diebstahl von Spitzenweinen aus Restaurants; Mitte der 90er Jahre gab es eine Aufsehen erregende Serie. 1999 wurde ein Hehler festgenommen, der die gestohlenen Weine im Wert von einer halben Million Mark an Kenner verhökert hatte. Die Flaschen stammten unter anderem aus den Edel-Restaurants Bamberger Reiter, „Eselin von A“ und mehreren renommierten Weinhandlungen.

Auch damals nahmen die Diebe ausschließlich die berühmtesten Flaschen und besten Jahrgänge mit. „Die waren so gut informiert, dass sie den 92er Mouton-Rothschild, einen schlechten Jahrgang, einfach stehen ließen“, hatte damals der bestohlene Weinhändler Roger Kutschki dem Tagesspiegel gesagt. Die Hennigsdorfer Kripo will jetzt mit den Berliner Kollegen sprechen.

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