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Berlin: Ganz große Koalition für Palast-Schau

Kulturpolitiker aus vier Parteien wollen die Ausstellung in der Ruine

Die Kulturpolitiker von SPD, PDS, CDU und Grünen wollen eine Ausstellung zur Geschichte des Palastes der Republik im Palast der Republik. Das machten sie in Reaktionen auf den Streit über das Ausstellungskonzept deutlich, das die Juroren des Hauptstadtkulturfonds gegensätzlich beurteilen. In einer Bewertung des Konzepts hieß es, wie gestern berichtet, die Schau zur Geschichte des Palastes habe eine ideologische Ausrichtung. Zu überlegen sei, ob man bloß eine Broschüre zur Geschichte herstelle und den Palast für Zwischennutzungen frei halte. Der Hamburger Historiker Jörn Düwel, der das Konzept entworfen hat, reagierte verärgert auf die Unterstellung, er sei von ideologischen Vorbehalten geleitet. Am Dienstag soll die Kommission des Kulturfonds über das Konzept entscheiden.

Die Kulturpolitiker des Abgeordnetenhauses erinnern daran, dass zur Zwischennutzung des Palastes eine ernsthafte Befassung mit seiner Geschichte gehört. Renate Lange, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, sprach von der „Festivalisierung“ des Palastes im Sommer. Die mache eine Ausstellung „extrem wichtig“, die an die Scheindemokratie der DDR genauso erinnere wie an den Vergnügungswert, den der Palast für die Ostdeutschen hatte. Wolfgang Brauer, kulturpolitischer Sprecher der PDS-Fraktion, verwarf die Broschüren-Idee. Bedrucktes Papier über den Palast gebe es genug, sagte er. Die Leute wollten etwas über die Palastgeschichte im Palast selbst erfahren. Dazu gehöre der „Kessel Buntes“ – eine im Palast inszenierte Fernsehschau – ebenso wie „staatspolitische Akte“, die das Regime dort aufgeführt habe.

Die CDU-Kulturpolitikerin Monika Grütters warnt angesichts des Streits davor, dass sich Sponsoren aus dem Hauptstadtkulturfonds zurückziehen könnten. Das Sommerprogramm im Palast sei „trivial“ gewesen in Anspielung auf die Schlauchboot-Touren durch das Gebäude. Wenn es nun Streit um eine historische Ausstellung gebe, frage sie sich, wie die Jury des Hauptstadtkulturfonds mit politischen Themen umgehe. Es zeigten sich zum zweiten Mal Probleme mit einem solchen Thema, nach dem Streit um die RAF-Ausstellung im Jahr 2003.

Mit den Plänen zu einer Ausstellung über die RAF-Terroristen war der Hauptstadtkulturfonds im Frühjahr in große Schwierigkeiten geraten. Damals hatte der Fonds, den die ehemalige Kultursenatorin Adrienne Goehler leitet, eine Schau befürwortet und finanzielle Unterstützung im sechsstelligen Bereich angekündigt, obwohl das Ausstellungskonzept undurchdacht gewesen war. Die Pläne für die Schau wurden zum Politikum, dann zurückgezogen. Auch die kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion meint deshalb, es sei an der Zeit, über die Geldvergabe-Politik des Fonds zu reden.

Sibylle Meister, Kulturpolitikerin der FDP, will den Streit anderweitig schlichten. Sie schlägt eine Geschichtsausstellung zum Palast außerhalb des Palastes vor.

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