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Gastronomie-Großmarkt: Hummer aus Moabit

Auf dem ehemaligen Güterbahnhof an der Ringbahn soll ein Gastronomie-Großmarkt entstehen.

111 Pyramidenpappeln kommen unter die Säge, so viel scheint sicher. Vor 45 Jahren wurden sie an den Rand des Güterbahnhofs Moabit gepflanzt, als Windschutz, sagt Christian Rau vom Amt für Umwelt und Natur im Bezirk Mitte. Nun sollen sie einem Gastronomiegroßmarkt weichen. Viele Anwohner der Siemensstraße sind deswegen empört.

Bei einem Ortstermin versuchten Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) und diverse Experten, die Gemüter zu besänftigen. Die Bäume seien laut Gutachten „teilweise verkehrsgefährdend“, weil von Pilzen befallen, müssten also auch ohne das Bauvorhaben gefällt werden. Und statt mehr Lkw-Verkehr werde es langfristig fast gar keinen mehr geben, weil nördlich des geplanten Großmarktes eine Umgehungsstraße gebaut wird, die Ellen-Epstein-Straße, von der weiter östlich schon ein Teilstück existiert.

Die Siemensstraße soll dann verkehrsberuhigt sein und nur noch für Anwohner geöffnet. Die Lkw fahren über die Umgehungsstraße an den Großmarkt heran. Der Markt – Verkaufsfläche etwa 13 000 Quadratmeter – wird exklusiv für „Wiederverkäufer“ aus Gastronomie und Handel geöffnet sein, ähnlich wie die Metro-Märkte.

Investor ist das Familienunternehmen Hamberger aus München. Wie viel Geld die Halle kosten wird, möchte Geschäftsführer Oliver Titius lieber für sich behalten. Rund 300 Arbeitsplätze könnten entstehen, wenn die Berliner Restaurant-, Gaststätten- und Imbissbetreiber tüchtig bei Hamberger ordern. „Das Sortiment wird etwa 45 000 Artikel umfassen, vom Hummer für die Gourmetküche bis zu Pappschalen für die Pommesbude“, sagt Titius. Er finde es schade, „dass die Bäume wegmüssen“, aber dafür sollen Teile des Daches begrünt und die Fassadenseite zur Siemensstraße mit Hecken und Rankpflanzen aufgelockert werden.

Für Stadtrat Gothe ist das Bauvorhaben schlüssig, besonders wegen der guten Verkehrsanbindung. Nebenan liegen Westhafen und Großmarkt Beusselstraße. Der ehemalige Güterbahnhof soll überwiegend als Gewerbefläche entwickelt werden, auf einem Teilbereich wird ein Park angelegt, der „Moabiter Stadtgarten“, finanziert aus Mitteln des „Stadtumbaus West“. Für die Anwohner trete durch die geplanten Veränderungen, so sieht es zumindest Gothe, „ein enormer Entlastungseffekt“ ein.

Erst mal werden sie aber deutlich belastet. Die Umgehungsstraße wird erst ein Jahr nach der geplanten Inbetriebnahme des Großmarktes (Anfang 2011) fertig. So lange rollen die Gastro-Laster zusätzlich über die ohnehin schon stark befahrene Siemensstraße. loy

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