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Berlin: Gazeteler Rückblick: Ekin Deligöz und die grünen Maßstäbe

Jeden Montag im Tagesspiegel: Ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen.Ekin Deligöz - grüne Bundestagsabgeordnete - sei wütend auf einige Partei-Kollegen, schreibt die Hürriyet.

Jeden Montag im Tagesspiegel: Ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen.

Ekin Deligöz - grüne Bundestagsabgeordnete - sei wütend auf einige Partei-Kollegen, schreibt die Hürriyet. "Das sind doppelte Maßstäbe", zitierte sie die Grüne am Sonnabend auf der Titelseite ihrer Europa-Beilage. Einige Parteikollegen würden bei der Frage nach einer deutschen Beteiligung am Afghanistan-Krieg mit zweierlei Maß urteilen, so die türkischstämmige Politikerin.

Der Artikel war etwa 30 Zeitungzeilen lang und wurde im Boulevardstil zurechtgestylt. Ein Archiv-Foto zeigt Ekin Deligöz mit einem Telefonhörer in der einen Hand und einer Kaffeetasse in der anderen Hand. "Auf der einen Seite waren sie gegen Soldaten, als die Türkei gegen den Terror gekämpft hat. Nun wollen sich die gleichen Personen an Soldaten klammern", sagt sie etwas kryptisch.

Neben dem Text war noch ein Erklärkästchen mit der Überschrift: "Wen meint Ekin damit." Darin erinnerte man den Hürriyet-Leser, dass unter anderem die verteidigungspolitische Sprecherin der Grünen, Angelika Beer, für militärische Maßnahmen in Afghanistan ist. "Wie bekannt ist, war sie auch gegen den Kampf der Türkei gegen den PKK-Terror", heißt es noch. Angelika Beer war Anfang des Jahres bei den Türken in Ungnade gefallen, weil sie beim Türkei-Besuch einer Delegation des Bundestags-Verteidigungsausschusses ein Haarband in den Farben Rot, Grün und Gelb trug - Die Farben der PKK.

Die Hürriyet hofft, mit dieser politischen Unterstützung aus Deutschland, die Europäer davon zu überzeugen, dass die Türken mit der PKK genau dasselbe Leid durchleben, wie die Welt mit den Taliban. Über diesen Vergleich haben deutsche Zeitungen bereits berichtet, aber eher distanziert. Was liegt für die Zeitung also näher, als sich mitten aus den Reihen der Deutschen einen Fürsprecher zu suchen. Ekin Deligöz war am Wochenende für den Tagesspiegel nicht erreichbar. Denn bereits in der Vergangenheit ist die familienpolitische Sprecherin der Grünen von Parteikollegen auf ihre Äußerungen in der Hürriyet angesprochen worden. Sie beteuerte, sie habe das "nicht so gesagt." Dem Ratschlag, ihre Zitate zu dementieren, ist sie bisher jedoch nicht gefolgt.

Darüber hinaus sin die Kolumnen mit türkischstämmigen Politikern bei der Hürriyet derzeit hoch im Kurs. Für sie hat das Blatt ein eigenes "Diskussionsforum" auf den Europaseiten eingerichtet. Einige Politiker des Abgeordnetenhauses kamen bereits zu Wort: Giyasettin Sayan (PDS), Ülker Radziwill (SPD) und Dilek Kolat (SPD). Ülker Radziwill meinte: "Ich habe meinen Sieg den Türkischstämmigen zu verdanken." Dilek Kolat lobte ihre Partei: "Berlin wird von einer vertrauten Regierung geführt." Wegen dieser Kolumnen dürfte keiner Ärger mit seiner Partei bekommen - sie haben sie ja selbst geschrieben.

Suzan Gülfirat

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