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Berlin: Geburtstagswünsche für eine Verschwundene

Seit zehn Monaten wird Georgine Krüger vermisst Das Mädchen aus Moabit wird heute 15 Jahre alt

Genau drei Minuten und 41 Sekunden dauert der Videoclip im Internet, in dem Georgine Krüger zu sehen ist. Tanzend, von einem roten Schal umflattert, bewegt sie sich wie eine Bollywood-Darstellerin zu orientalischen Rhythmen. Fast sieht es so aus, als sei das Mädchen aus Moabit wieder da. Als sei Georgine nie weg gewesen. Doch das ist nur eine Illusion. Heute ist Georgines 15. Geburtstag. Und heute wird sie auf den Tag genau seit zehn Monaten vermisst. Noch immer fehlt jede Spur von ihr.

Für Georgines Mutter und Großmutter ist dieser Tag besonders schmerzvoll. Obgleich auch sonst kein Tag vergeht, an dem sie nicht an ihre „Gina“, wie sie sie liebevoll nennen, denken. Immer noch hoffen sie darauf, dass das Mädchen zurückkommt. Vesna Krüger, Georgines Mutter, will heute eine Geburtstagskerze anzünden und ihr in Gedanken alles Liebe zum Geburtstag wünschen. Vielleicht, sagt sie, ist ihre Tochter irgendwo in der Gewalt eines Entführers. Und vielleicht bekommt sie auf irgendeinem Wege mit, dass die Familie – die Mutter, die Oma, die kleine Schwester und der große Bruder – an sie denkt und ihr gratuliert. Vielleicht.

Doch mit jedem Tag, der verstreicht, ohne ein Zeichen von Georgine, weicht auch die Hoffnung, dass das Mädchen noch lebt. Die Mordkommission geht schon seit langem davon aus, dass Georgine Opfer eines Verbrechens geworden ist. Die Umstände sind mysteriös. Georgine war auf dem Heimweg aus der Schule zur Wohnung in der Stendaler Straße, als sie am 25. September verschwand. Sie stieg aus dem Bus der Linie M 27 an der Haltestelle Perleberger Straße/Ecke Stendaler Straße. Nur 200 Meter sind es bis zur Wohnungstür. Doch auf diesen wenigen Metern verliert sich die Spur des Mädchens.

Bis heute hat die Mordkommission keinen Anhaltspunkt. Dennoch ist der Fall für sie nicht abgeschlossen. „Wir ermitteln weiter und führen auch immer noch Vernehmungen im Umfeld“, sagt ein Ermittler. Hinweise aus der Bevölkerung gingen nur noch „vereinzelt, immer mal wieder“ ein. Zwar werde jeder Hinweis ernst genommen, doch die Glaubwürdigkeit der Anrufer lässt häufig zu wünschen übrig. So hätten sich mehrmals Wahrsager und Hellseher bei der Mordkommission gemeldet. „Die wollen dann in Trance irgendwelche Szenarien, in denen sie vorkommt, gesehen haben. Aber etwas Konkretes ist nie dabei“, sagt der Ermittler.

Mehr Hoffnung auf Hinweise setzt Georgines großer Bruder Tomislav in die Internetseite www.georginekrueger.de, die er gestaltet hat. Auf diese Seite hat er auch das Video Georgines beim Tanzen gestellt. Tanja Buntrock

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