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Berlin: Gedächtnisscherben

STADTMENSCHEN Wie lebende Ausstellungsstücke sitzen sie da in ihrem eigenen Museum: Jako Benz , Lothar Binger, Gert Möbius und Bernhard Käßner. Alle kommen aus dem Umfeld der legendären Band „ Ton Steine Scherben“.

STADTMENSCHEN

Wie lebende Ausstellungsstücke sitzen sie da in ihrem eigenen Museum: Jako Benz , Lothar Binger, Gert Möbius und Bernhard Käßner. Alle kommen aus dem Umfeld der legendären Band „ Ton Steine Scherben“. Am Mittwoch berichteten sie vor gut 50 Zuhörern im „TonSteine-Scherben“-Raum des Kreuzberg-Museums von der Protestbewegung in Kreuzberg. Wie bei einem Seniorentreffen kommt sich Binger vor. Nur Claudia Roth fehlt. Die Grünen-Politikerin, einst Managerin der „Scherben“, sollte eigentlich auch da sein, ist aber verhindert. Termine.

Auch ohne sie beginnt das Puzzle: Jeder hilft, die Vorgänge mit seinen Erinnerungsstücken zu rekonstruieren. Das ist schwer, alles so lange her, über 30 Jahre. Trotzdem tritt einiges zu Tage: Möbius erzählt, wie er und sein Bruder Rio Reiser in die Oranienstraße zogen, wie sie auf die Jungs von „Hoffmanns Comic Theater“ trafen und gemeinsam kifften, wie daraus die „Scherben“ hervorgingen, Käßner berichtet von der Besetzung des Rauch-Hauses. Man witzelt, lacht darüber wie über dumme Jungenstreiche. Nur ein Betrunkener unterbricht die Dia-Abend-Atmosphäre ab und zu mit Zwischenrufen. Erst als es darum geht, wie die Bullen das mit dem Rauch-Haus gemerkt haben, flackert etwas Leidenschaft auf. „Ich hab sie nicht gerufen!“, beteuert Binger. Weiß nich, wer das war. „Habt ihr das noch nicht rausgekriegt?“, fragt der Zwischenrufer. „Ihr hattet doch 30 Jahre Zeit.“ Jetzt reicht es Benz. „Halt endlich die Klappe!“, brüllt er und knallt seine Bierdose auf den Tisch, Schaum tritt aus. Aha, das Feuer ist noch da. chh

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