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Gedenken: Hauptstadt der Mahnmale

Berlins wechselvolle Geschichte prägt das Stadtbild. Mit weiteren Denkmälern wollen Bund und Land daran erinnern, dass Berlin auch Hauptstadt der Nazi-Diktatur und des DDR-Unrechtsstaates war.

Derzeit sind acht Projekte in Planung, um die teils fast so erbittert gestritten wurde wie um das Holocaust-Mahnmal für die ermordeten Juden in Europa. Es war am 10. Mai 2005 nach mehr als 17 Jahren Debatte eröffnet worden.

Anfang November 2007 begann der Bau für ein Gedenk- und Dokumentationszentrum auf dem Gelände der einstigen NS-Terrorzentrale. Bis 2010 soll das Ausstellungshaus "Topographie des Terrors" entstehen. In dem früheren Hauptquartier von Gestapo und SS wurden mehr als 15.000 NS-Gegner inhaftiert, gefoltert und in den Selbstmord getrieben. Der jetzt 19 Millionen Euro teure Bau hat sich jahrelang verzögert, weil der Ursprungsbau des Schweizer Star-Architekten Peter Zumthor wegen ausufernder Kosten und komplizierter Bautechnik gestoppt wurde.

Den Bau zweier weiterer Mahnmale für Nazi-Opfer - für Homosexuelle und für Sinti und Roma - verzögerten die Betroffenen selbst seit Jahren durch interne Auseinandersetzungen. Im Frühjahr 2008 soll nun gegenüber des Holocaust-Mahnmals im Tiergarten für 600.000 Euro die Skulptur der dänischen Künstler Michael Elmgreen und Ingar Dragset für verfolgte Homosexuelle realisiert werden - eine einzelne Stele mit einem Guckloch, durch das ein Video mit zwei sich küssenden Männern zu sehen ist. Nach Protesten von Lesben sollen im Zwei-Jahres-Rhythmus auch küssende Frauen gezeigt werden.

Diskussion um Mahnmal für Sinti und Roma geht weiter

Dagegen scheiterte bisher jeder Kompromissvorschlag zum Denkmal für die verfolgten Sinti und Roma. Der Vorsitzende ihres Zentralrates, Romani Rose, beharrt darauf, in der Inschrift dürfe nicht das Wort Zigeuner vorkommen. Die Vorsitzende der Sinti Allianz, Natascha Winter, verlangt jedoch genau dies. In ihrer fünfhundertjährigen Geschichte und vor allem in der NS-Zeit seien die Zigeuner von niemandem Sinti und Roma genannt worden. Ihre Position unterstützen alle Fraktionen im Bundestag.

Vage ist auch noch das Konzept für das seit Jahren debattierte Zentrum gegen Vertreibungen. Das Herzensprojekt der Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach, lehnen vor allem Polen und Tschechien, aber auch SPD, Grüne und die Linke ab. Im Herbst schien ein Durchbruch nahe. Die große Koalition einigte sich auf eine unselbstständige Stiftung unter dem Dach des Deutschen Historischen Museums in Berlin als "sichtbares Zeichen" gegen Vertreibungen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kündigte zunächst ein Konzept bis Ende 2007 an. Nach dem Regierungswechsel in Polen mit dem liberalen Ministerpräsidenten Donald Tusk an der Spitze möchte die Bundesregierung das Konzept jetzt noch mit dem Nachbarland abstimmen.

Gedenken an gefallene Soldaten

Bis zum Sommer 2008 will Bundesverteidigungsminister Jung (CDU) das Ehrenmal für gefallene Soldaten fertiggestellt haben. Es wird am Sitz des Ministers im Bendlerblock für knapp 3 Millionen Euro errichtet und ist den mehr als 2600 Soldaten gewidmet, die seit 1955 im Dienst ums Leben gekommen sind. Professor Andreas Meck entwarf einen rechteckigen Baukörper von 8 x 41 und 10 Meter Höhe aus Stahlbetonrahmen und einer filigran durchbrochenen Bronzehaut mit einem abgeschlossenen schwarzen Raum ("Cella") als Ort des Gedenkens.

2008 sollen auch die Entscheidungen in zwei Architekten-Wettbewerben fallen. Der Bundestag beschloss im November 2007, bis zum 20. Jahrestag des Mauerfalls 2009 ein Denkmal für Freiheit und Einheit zu errichten. Zudem soll entschieden werden, wie die Gedenkstätte im ehemaligen Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen umgestaltet wird. Bis 2011 soll für 16,2 Millionen Euro aus dem ehemaligen Lager eine Ausstellungshalle entstehen. Ebenfalls bis 2011 - bis zum 50. Jahrestag des Mauerbaus vom 13. August 1961 - soll die zentrale Mauer-Gedenkstätte in der Bernauer Straße für 28 Millionen Euro erweitert werden. Die Bernauer Straße war seinerzeit Schauplatz zum Teil dramatischer Fluchtereignisse mit Fenstersprüngen oder Massenfluchten durch Tunnels.

Kirsten Baukhage[dpa]

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