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Gedenkstätte: Neubau der Topographie im Internet

In zwei Jahren soll der Ausstellungsbau der "Topographie des Terrors" an der Wilhelmstraße fertig sein. Der Baufortschritt soll ab 2. November per Webcam zu verfolgen sein.

Gebaut wird auf dem Gelände an der Wilhelmstraße schon länger. In ein paar Tagen aber wird man auch im Internet verfolgen können, wie das Ausstellungsgebäude für die Topographie des Terrors entsteht. Am 2. November solle eine Webcam freigeschaltet werden, die täglich neue Bilder von der Baustelle liefert, sagt Andreas Kübler, Sprecher des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung. Das Ausstellungsgebäude soll in etwa zwei Jahren fertig sein.

Dass der Bund sich um dessen Errichtung kümmert, hat mit der Vorgeschichte des Gebäudes zu tun. Auf dem Gelände, wo in NS-Zeiten das „Reichssicherheitshauptamt“ stand, wollte eigentlich der Schweizer Architekt Peter Zumthor ein Dokumentations- und Besucherzentrum errichten. 1993 gewann er den Wettbewerb mit einem aufsehenerregenden Entwurf: Zumthors Bau sollte aus filigranen Betonstelen bestehen.

Der Rohbau wurde teurer und teurer – schließlich entschied der Senat, das Vorhaben zu beenden. Ende des Jahres 2004 erfolgte der Abriss der Stelen. Zumthor versuchte noch, über die Gerichte das Recht durchzusetzen, seinen Entwurf auch zu verwirklichen – vergebens. Der Streit mit dem Schweizer Architekten ist längst beigelegt. Das flache, unspektakuläre Gebäude, das nun auf dem Gelände gegenüber dem Bundesfinanzministerium gebaut wird, haben die Architekten Heinz W. Hallmann und Ursula Wilms entworfen. Es soll 19 Millionen Euro kosten. Weitere vier Millionen Euro sind laut Bauamtssprecher Andreas Kübler für die Innenausstattung veranschlagt.

Zu sehen ist auf dem Gelände, wie das Reichssicherheitshauptamt die Verfolgung politischer Gegner des Nationalsozialismus organisierte. In der Prinz-Albrecht-Straße hatten sich die Polizeiorganisationen eingerichtet, die den Terror der Nazis verbreiteten. Hierher verschleppten Schergen der SS, der Gestapo und des Sicherheitsdienstes diejenigen, die im Verdacht standen, gegen das Regime zu arbeiten. Nicht weit entfernt von den zentralen Ministerien der Nationalsozialisten an der Wilhelmstraße, verhörten, prügelten und folterten die Männer vom Reichssicherheitshauptamt die Gegner des Regimes. In dem Haus wurde auch der Völkermord an den Juden vorbereitet.

Lange Zeit war das Gelände eine Brache. In den Jahren 1944 und 1945 hatten Bomben das Prinz-Albrecht-Palais getroffen und schwer beschädigt. In den 50er Jahren wurden seine Reste abgerissen. 1961 zog das DDR-Regime entlang der Geländegrenze die Mauer hoch. Die heutige Niederkirchnerstraße, die zu NS-Zeiten noch Prinz-Albrecht-Straße geheißen hatte, lag im Sperrgebiet. Auf der Brache im Schatten der Mauer lagerte Bauschutt. Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre konnte man auf einem Teil der Fläche in einem „Autodrom“ ohne Führerschein das Autofahren üben.

Mit der Internationalen Bauausstellung 1979 bis 1983 kam das geschichtliche Interesse für die Fläche. Bei einigen Ausgrabungen wurden Fundament- und Mauerreste des Prinz-Albrecht-Palais gefunden – Reste von Kellerräumen, Erinnerungen daran, dass sich im Reichssicherheitshauptamt auch ein Zellengefängnis befunden hatte. Der „Ort der Täter“, wie es in der Ausstellung auf dem Topographie-Gelände heißt, wurde zum Gegenstand historischer Forschung und zum Ort, der dokumentiert, wie Terror und dann auch der Massenmord an den Juden organisiert wurden.

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