zum Hauptinhalt

Gedenktag: Polizei bereitet sich auf Großeinsatz vor

Am kommenden Sonntag gedenken zehntausende Linke der Morde an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Zur Demonstration in Lichtenberg-Friedrichsfelde haben sich in diesem Jahr auch Juden und Palästinenser angekündigt, um gegen den Krieg zu demonstrieren - die Berliner Polizei ist in erhöhter Alarmbereitschaft.

In einem Meer roter Fahnen werden am Sonntag voraussichtlich wieder bis zu 100.000 Menschen nach Lichtenberg strömen. Unzählige rote Nelken werden dann die dortige Gedenkstätte der Sozialisten bedecken: In Lichtenberg-Friedrichsfelde sind Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht beerdigt, die vor 90 Jahren von Freikorpsoffizieren ermordet worden sind und kurz zuvor die Kommunistische Partei (KPD) gegründet hatten.

Wegen des Krieges im Nahen Osten werden in diesem Jahr aber nicht nur Autonome, kommunistische Gruppen und Anhänger der Linkspartei zu Luxemburgs Grab aufbrechen: Auch die palästinensische Gemeinde ruft zur Luxemburg-Demonstration auf, die von Friedrichshain nach Lichtenberg führen wird. Gleichzeitig mobilisiert die Jüdische Gemeinde zusammen mit Berliner Spitzenpolitikern zu einer Solidaritätskundgebung für Israel - dort werden 1000 Teilnehmer erwartet, unter anderen der Präsident des Abgeordnetenhauses, Walter Momper (SPD). Bereits am Samstagnachmittag wollen 10 000 Menschen gegen Israels Vorgehen im Gaza-Konflikt protestieren.

"Es ist ziemlich viel los am Wochenende", heißt es bei der Polizei. Die Beamten bereiten sich auf einen Großeinsatz während des gesamten Wochenendes vor. Wegen der Kämpfe im Gaza-Streifen schütze man israelische Einrichtungen besonders aufmerksam. Der Luxemburg-Gedenkmarsch wird ohnehin jedes Jahr von Tausenden Polizisten begleitet.

Vor zwei Jahren gab es ein Grußwort von Christian Klar

Linksradikale Gruppen, die jedes Jahr mit Tausenden Anhängern an der Demonstration teilnehmen, rechnen aber nicht mit Ausschreitungen. An der Lichtenberger Gedenkstätte werden auch die Spitzen der Linkspartei erwartet: Wie Zehntausende andere Besucher auch, wollen Oskar Lafontaine, Gregor Gysi und Lothar Bisky dort Nelken niederlegen, sagte ein Sprecher der Bundestagsfraktion am Donnerstag.

Linkspartei-Chef Bisky wird schon am Samstag auf der Luxemburg-Konferenz im Urania-Haus unter anderem zum Thema Sozialabbau sprechen. "Wir rechnen mit mehr als 1500 Besuchern", sagte Dietmar Koschmieder, Herausgeber der linken Zeitung "junge welt", die die Konferenz mitorganisiert. Erwartet werde auch der Buchautor und "Tatort"-Regisseur Klaus Gietinger.

Noch vor zwei Jahren hatte der ehemalige RAF-Terrorist Christian Klar aus dem Gefängnis heraus ein Grußwort auf der Konferenz verlesen lassen. Klar ist vor wenigen Wochen nach 26 Jahren Haft entlassen worden. Die Veranstalter rechnen für Samstag aber nicht mit seinem Erscheinen.

Während jedes Jahr auch zahlreiche SPD-Anhänger am Sonntagmorgen nach Lichtenberg ziehen, wollen sich Berliner Sozialdemokraten am Nachmittag auch am eher unbekannten Rosa-Luxemburg-Denkmal in Tiergarten versammeln. Dort war die Leiche Luxemburgs in den Landwehrkanal geworfen worden. Sie konnte erst Anfang Juni 1919 geborgen werden. Die Ermordung der beiden Kommunisten gilt als folgenreich: Nach den Morden konnte sich der moskautreue KPD-Flügel um Ernst Thälmann und Walter Ulbricht durchsetzen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false