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Gefährliche Graffitis: U-Bahn-Reiniger durch Flusssäure verletzt

Die Flusssäure-Attacken auf Bahnhöfe und Züge haben erstmals einen Menschen verletzt. Eine Reinigungskraft erlitt durch die hochgiftige Substanz Verätzungen am Arm und musste im Krankenhaus behandelt werden.

Die Flusssäure-Attacken auf Bahnhöfe und Züge haben erstmals einen Menschen verletzt. Am Montagabend wurde ein Mitarbeiter der Reinigungsfirma Sasse ins Unfallkrankenhaus Marzahn (UKB) gebracht. Der Mann hatte zuvor einen seit Sonnabend abgestellten U-Bahn-Zug in Friedrichsfelde geputzt. Die BVG bestätigte gestern am späten Abend, dass der Mann durch die hochgiftige Substanz Verätzungen am Arm erlitten hatte. Beamte des Landeskriminalamtes hatten den U-Bahnzug gründlich auf die Chemikalie hin untersucht.

Zuletzt waren am Samstagabend mehrere der gefährlichen Graffiti-Schmierereien an Bahnhöfen entdeckt worden. Gegen 19.30 Uhr bemerkten BVG-Mitarbeiter das Gift am Bahnhof Warschauer Straße an einem Zug, einem Kiosk, einer Bushaltestelle, einem Aufzug und in einer Unterführung. Teile des Bahnhofs wurden bis 22 Uhr gesperrt. Zwischenzeitlich wurden am Görlitzer Bahnhof – zwei Stationen entfernt – sechs beschmierte Glasscheiben an einem Treppenzugang und einem Bahnsteig entdeckt. In diesem Fall wurde gleich der ganze Bahnhof bis kurz vor Mitternacht gesperrt, die Züge fuhren durch. Und schon am Donnerstag waren am Bahnhof Hallesches Tor mehrere Scheiben neben einer Rolltreppe mit der giftigen Säure verätzt worden.

Nach Auskunft von Polizeisprecher Bernhard Schodrowski gab es in diesem Jahr bisher rund 40 derartige Attacken. Das seien weniger als 2006, als die Säure mehrere Polizisten verletzt hatte. In den vergangenen Wochen häuften sich die Vorfälle allerdings.

Bei der Suche nach den Tätern hat die Polizei nach eigener Auskunft bisher keine heiße Spur. Nach Auskunft eines Insiders sind die Flusssäure-Schmierer auch in der Graffiti-Szene geächtet. Nachdem das Landeskriminalamt bisher wegen Sachbeschädigung und des Freisetzens von Giften ermittelt hat, dürfte es jetzt auch um Körperverletzung gehen. Die Polizei warnt dringend davor, verätzte Scheiben oder Säurereste in der Bahn zu berühren, zumal sich Flusssäure nicht verflüchtige wie andere Gifte, sondern mit Spezialreiniger beseitigt werden müsse.

Flusssäure ist farblos und deshalb mitunter nur an ihrem stechenden Geruch erkennbar. Besonders gefährlich ist, dass sie zunächst unbemerkt durch die Haut tief ins Gewebe eindringen kann. So setzt der Schmerz oft erst Stunden nach dem Kontakt ein. Während die Haut unverletzt scheint, kann die Säure dann bereits den Stoffwechsel und innere Organe geschädigt haben. Je nach Menge und Konzentration kann das Gift tödlich wirken. In einer Arbeitsschutzvorschrift der Bayrischen Landesunfallkasse heißt es, dass die Säure in Labors möglichst durch andere Stoffe ersetzt werden sollte, wo immer das möglich ist. Medizinische Ratgeber empfehlen, im Zweifel sofort einen Rettungswagen zu rufen.

Chemisch ist Flusssäure die wässrige Lösung von Fluorwasserstoff. Ihre ätzende Wirkung wird zum Mattieren von Glas und Metallen sowie bei der Produktion elektronischer Bauelemente genutzt.

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