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Berlin: Gefährliche Pilze: Zwei Kleinkinder vergiftet

Der Albtraum eines jeden Pilzsammlers ist für eine Zehlendorfer Familie wahr geworden: Nach einem Abendessen mit selbstgepflückten Champignons liegen vier Mitglieder der Familie mit schweren Vergiftungen in der Charité. Der Zustand eines einjährigen Mädchens und ihres vier Jahre alten Bruders wird von den Ärzten als sehr kritisch bezeichnet.

Der Albtraum eines jeden Pilzsammlers ist für eine Zehlendorfer Familie wahr geworden: Nach einem Abendessen mit selbstgepflückten Champignons liegen vier Mitglieder der Familie mit schweren Vergiftungen in der Charité. Der Zustand eines einjährigen Mädchens und ihres vier Jahre alten Bruders wird von den Ärzten als sehr kritisch bezeichnet. Die Mutter und der Großvater befinden sich derzeit nicht in einem Besorgnis erregenden Zustand, werden aber weiter beobachtet, sagte Kerstin Ullrich, Sprecherin des Rudolf-Virchow-Krankenhauses. Hier war die Familie am Donnerstagmorgen auf der Intensivstation notbehandelt worden. Alle hatten am Mittwoch die Pilze gegessen. Dabei war in das Essen auch ein Knollenblätterpilz geraten, der gefährlichste unter den Giftpilzen.

Am Morgen nach dem Essen hatten erst die Kinder, später die Eltern Durchfall, Übelkeitsanfälle und mussten erbrechen. Sie fuhren gemeinsam in die Klinik. Dort wurde ihnen sofort der Magen ausgepumpt, sagt Gerhard Gaedicke, Direktor der Klinik für Allgemeine Kinderheilkunde der Charite¿, in der die beiden Kinder jetzt behandelt werden. "Aber zu der Zeit hatte sich das Gift schon im ganzen Körper verteilt." Bei Kindern haben wegen ihres geringen Körpergewichtes schon geringste Mengen Knollenblätterpilz fatale Folgen: "200 bis 300 Milligramm reichen aus für eine lebensbedrohliche Vergiftung." Generell droht bei Vergiftung mit Knollenblätterpilzen akutes Leberversagen. Die Folge: Lebensbedrohliche Blutungen der inneren Organe. Der kritische Punkt wird in der Regel bis zu 48 Stunden nach dem Verzehr überschritten. "Zwischen heute und morgen entscheidet sich, ob die Kinder das überleben", sagte Gaedicke am Freitag. Danach müssen die Ärzte entscheiden, ob das Blut der Kinder durch eine "künstliche Leber" entgiftet werden muss oder gar eine Lebertransplantation nötig wird. Zwei bis drei Kinder werden in der Charité jährlich wegen Pilzvergiftungen behandelt. In diesem Jahr sind es die ersten beiden Fälle.

Der Knollenblätterpilz gilt unter Experten als "der Mörder unter den Pilzen", wie der Sachverständige Fritz Oßke sagt. "Das Heimtückische ist, dass er wie eine Zeitbombe funktioniert." Die Latenzzeit, in der man merkt, dass man sich vergiftet hat, beträgt sechs bis 40 Stunden nach dem Verzehr. "Dann ist das Gift schon in den Blutkreislauf gelangt und hat begonnen, Niere, Leber und Kreislauf zu zerstören."

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