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Berlin: Gefährliche Tropen

Glashaus im Botanischen Garten wegen baulicher Mängel gesperrt

Aufregung im traditionsreichen Botanischen Garten: Das Große Tropenhaus muss möglicherweise für unbestimmte Zeit geschlossen werden, mindestens aber bis zum morgigen Sonnabend. Denn am Mittwochmorgen entdeckte eine Elektrofirma, dass die Aufhängungen einiger Quecksilberhochdrucklampen lose sind. Die Installateure befürchteten, die halbkugelförmigen Lampen mit einem Durchmesser von etwa einem Meter könnten herunterfallen und Besucher gefährden. Die Firma alarmierte die Senatsbauverwaltung. Die Behörde schickte Gutachter – und entschied gegen 13 Uhr, das weltweit größte freitragende Glashaus für Besucher sofort zu sperren.

„Es ist Gefahr im Verzug. Die Lampen sind Trümmer, sie hängen in 25 Metern Höhe. Da möchte man sich nicht ausmalen, was passiert, wenn die runterkommen und jemand im Raum ist“, sagte die Sprecherin des Botanischen Gartens, Brigitte Zimmer. Möglicherweise müssten alle 96 Lampen abgenommen und die komplette Elektrik erneuert werden. Das 60 Meter lange und 30 Meter breite Glashaus sei schon länger extrem sanierungsbedürftig, sagte Brigitte Zimmer. „Seit fünfzehn Jahren wurde hier nichts mehr gemacht. Und die hohe Luftfeuchtigsetzt dem Raum sehr zu.“

Rund 12, 5 Millionen Euro würde die Sanierung kosten, rechnet sie – Geld, über das der Botanische Garten nicht verfügt. Wegen der angespannten Finanzlage hatte man zum 1. Januar dieses Jahres die Eintrittspreise erhöht, sagte Sprecherin Brigitte Zimmer. Zudem sollen die Zuschüsse aus der Landeskasse bis 2009 schrittweise um eine Million Euro gesenkt werden. „Eine langfristige Schließung wäre für uns eine Katastrophe, zumal da wir in diesem Jahr unser 100-jähriges Bestehen feiern wollen.“

Eine Sprecherin der Bauverwaltung sagte zunächst: „Die Schließung ist eine reine Vorsorgemaßnahme.“ Es seien noch Sachverständige vor Ort, die den Zustand der Lampen untersuchten und bis zum späten Nachmittag endgültig entscheiden sollten, ob die Abteilung für längere Zeit geschlossen werden müsse. Am Abend dann schien zumindest eine kurzfristige Lösung gefunden: „Einige der Lampen wurden mit einer Stahlseilkontruktion gesichert. Wahrscheinlich wird das Gewächshaus am Sonntag erst einmal wieder öffnen können.“ Ob darüber hinaus saniert werden müsse, werde man sehen.

Die 400 Watt-Lampen erzeugen ein blau schimmerndes Licht, das die Farne, Palmen und die übrigen der über 1000 Pflanzenarten im Gewächshaus vor allem in der lichtarmen Winterzeit für ihren Stoffwechsel brauchen. Laut Sprecherin Brigitte Zimmer bekommen die Pflanzen inzwischen auch ohne die künstliche Beleuchtung genügend Licht, um zu überleben – jedenfalls so lange, bis im Herbst die Tage wieder kürzer werden. „Aber wenn hier geschlossen wird und wir nicht gießen können, dann wird es bedenklich. Wir haben hier wertvolle Farne, 250 Jahre alt, die viel Wasser brauchen. Wenn wir die nicht gießen könnten, hätten wir ein echtes Problem.“

Marc Neller

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