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Immer auf dem Sprung. Musiker Peter Fox singt in seiner Berlinhymne „Schwarz zu blau“, man müsse über dem Dreck „eigentlich schweben“. Die Hunde machen’s vor.

© dpa

Gegen den Hundekot: Tütenspender für alle

Eine Tagung zur Berliner Hundedreck-Problematik weist den Weg zur Beendigung eines Ärgernisses: Die Tütenspender sind der dingliche Teil der Lösungsstrategie.

Hundehaufen sind ein Übersetzungsproblem: Bürger ärgern sich über Hundedreck auf Gehwegen und in Parks, Bezirkspolitiker hantieren mit Tütenspendern oder dem Ordnungsamt, aber der Streit bleibt. Warum? Weil die große Berliner Politik, die Senatsebene, sich weigert, den Ärger der Leute und die Erfahrungen anderer Städte ernst zu nehmen. So ungefähr fasste SPD-Politiker Ephraim Gothe, Stadtrat für Stadtentwicklung in Mitte, die Ergebnisse einer Tagung mit dem zuversichtlichen Titel „Berlin wird häufchenfrei“ zusammen.

Immerhin ist die hauptstädtische Hundekot-Lage jetzt sozusagen wissenschaftlich aufbereitet: Fachleute aus Wien und Luzern hatten berichtet, wie man in nicht ganz kleinen Städten ein Problem beseitigt, wenn man es will. Martina Ableidinger aus Wien sagte, die Aufstellung von Tütenspendern in der ganzen Stadt im Verbund mit einer Kampagne habe die „flächendeckende Lösung“ des Problems bewirkt. Resignierte Berliner mögen sich damit trösten, dass auch in Wien Ärger „über Jahrzehnte“, wie Ableidinger sagte, der Kampagne vorauf gegangen war. An die Spitze der Problemlösung stellte sich dann, der Fachfrau zufolge, sogar der Bürgermeister von Wien.

Die Tütenspender sind der dingliche Teil der Lösungsstrategie. Wie Donatus Dörig aus Luzern sagte: „Es muss zu einer inneren Bewegung des Hundehalters kommen.“ Sprich: Die, die die Entsorgung der Hinterlassenschaft ihrer Hunde anderen überlassen, müssen sich ändern. Zur Typologie des Umweltvermüllers gibt es sogar Studien. Von der Humboldt-Universität waren Rebekka Gerlach und Reinhard Beyer gekommen, die das Phänomen der Großstadtvermüllung aus psychologischer Sicht untersuchen. Rebekka Gerlach weiß, dass es verschieden Typen der Hundedreck-Liegenlasser gibt – und dass man sie unterschiedlich ansprechen muss. Aber das ist Theorie. Ihr Kollege Peter Beyer sagte zu Berliner Situation: „Was fehlt, ist der große politische Wille.“

Tatsächlich ist kaum vorstellbar, dass sich die Stadtentwicklungsenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) oder gar der Regierende Bürgermeister dafür einsetzt, dass Berlin weniger dreckig wird und weniger stinkt. Es gehöre eben auch zum Lebensgefühl, die anderen machen zu lassen, meint Gothe. Die Organisatorin der Tagung Kate Kitchenham fasste die Berliner Unentschiedenheit mit dem Hundedreck zusammen: In Reiseführern werde auf die Hundedreck-Problematik hingewiesen – und der Musiker Peter Fox singe in seiner Berlinhymne „Schwarz zu blau“, man müsse über die Hundescheisse „eigentlich schweben“.

Stadtrat Gothe meint indes, die Zeit zum Handeln komme – nach der Wahl. Dann sollten alle Bezirksämter an die Landesebene appellieren, ganz Berlin mit Tütenspendern auszustatten. Fünf Millionen Euro soll das kosten – in Anbetracht der zehn Millionen Euro Hundesteuer und der Entsorgungskosten bei der BSR sei das doch ein „faires Angebot“. Und es bleibt sogar noch Geld für eine Kampagne in Richtung derer, die den Umgang mit Tüten noch nicht beherrschen.

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