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Berlin: Gelbe Gefahr für „die Abzocker“

Die Berliner FDP setzt im Wahlkampf auf Protest und sinkende Gebühren

Senfgelb ist die Farbe des Erfolgs. Senfgelb sind die Wahlkreise, in denen die FDP 2001 Stimmanteile im zweistelligen Prozentbereich holte. Horst Krumpen, Wahlkampfmanager und Landesgeschäftsführer der FDP, guckt von seinem Schreibtisch auf zwei große Karten, die ihm sagen, wo landes- und bezirkspolitisch die Stärken seiner Partei liegen.

Besonders gelb leuchtet der Südwesten der Stadt, das so genannte bürgerliche Berlin. Eher farblos darben die östlichen Bezirke. Doch zum – aus liberaler Sicht – blässlichen östlichen Rand der Stadt fällt Krumpen etwas ein: Das Straßenausbaubeitragsgesetz bringt hier manchen gegen den Senat auf. Die FDP an der Seite der Ostberliner Hausbesitzer – das passt einigermaßen, auch wenn Krumpen aus seinen Zeiten in Bayern und Brandenburg weiß, dass in anderen Teilen der Republik Beiträge zum Straßenbau normal sind. Überhaupt soll Protest gegen „die Abzocker“ zum Hauptmotiv im Wahlkampf werden. In Krumpens Büro in der Dorotheenstraße lagern die giftiggelben Plakatentwürfe und Postkarten. „Die Regierenden steuern dir eine“, heißt es auf einer Themenpostkarte. Die Rückseite bringt die Anklagepunkte gegen den rot-roten Senat: höhere Wasserpreise, Müllgebühren, Kita-Gebühren. Dann kommt das liberale Glaubensbekenntnis: Sinkende Abgaben bedeuten mehr Umsatz, bedeuten neue Jobs.

Wirtschaft, Arbeit, Bildung werden (bei so ziemlich allen Parteien) den Inhalt der Flugblätter und die Sprüche auf den Plakaten bestimmen. Krumpen war, bevor es ihn in die Politik verschlug, Berufsoffizier bei der Bundeswehr und dort für Logistik zuständig. Er erzählt mit einigem Sinn für Humor, wie man Fallschirmjäger in Somalia mit genügend frischem Wasser versorgt. Wenn es darum geht, mit begrenzten Geldmitteln – 500 000 Euro – einen großen Mobilisierungseffekt zu erzielen, ist ihm nach der Afrika-Erfahrung nicht bange. „Direktmailing“ hat seiner Meinung nach die besten Effekte. Davon abgesehen, werden die Berliner den Spitzenkandidaten Martin Lindner besser kennen lernen und von einigen Granden der Bundespolitik erfahren, was besser wäre, wenn die Liberalen mal mitregierten. Krumpen verspricht sich und den Berlinern die 9,9 Prozent von 2001 – „plus x“. Zuversicht gehört bei der FDP zu den bürgerlichen Tugenden. wvb.

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