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Berlin: Geld für Mauerradweg

Berlin will Unterführung an Gleisen der Dresdner Bahn bei Mahlow finanzieren

Mahlow - Er ist eine einmalige Erinnerungsstrecke an etwas, das vor knapp 50 Jahren gebaut und vor gut 20 Jahren verschwunden ist – der Mauerradweg rings um das abgesperrte West-Berlin herum. Die 160 Kilometer lange Tour über den ehemaligen Zoll- (Westseite) oder Kolonnenweg (Ostseite) ist längst zu einer touristischen Attraktion geworden, die aber auch von Berliner Radlern und Spaziergängern rege genutzt wird. Nur an einer Stelle drohten bisher eine Unterbrechung und ein Umweg. Doch dies will der Senat jetzt verhindern, so dass in fast letzter Minute doch noch eine Unterführung unter die Gleise der Dresdner Bahn zwischen Lichtenrade und Mahlow gebaut werden kann. Brandenburg hat sich geweigert, die Anlage, die knapp eine Million Euro kosten soll, mitzufinanzieren.

Die Senatswirtschaftsverwaltung habe entsprechende Finanzmittel eingeplant, teilte eine Sprecherin mit. Die Gelder stammten überwiegend aus Fördertöpfen. Während für Berlin der Mauerradweg touristisch und strukturpolitisch wichtig ist, rangiert er in Brandenburg ganz hinten – noch hinter dem Gurkenradweg durch den Spreewald.

Der Berliner Europa-Abgeordnete der Grünen, Michael Cramer, wirft der Brandenburger Landesregierung deshalb vor, sie blockiere die Erinnerung an die Mauer und fördere das Vergessen. Insider bestätigen, dass Brandenburg keinerlei Erinnerung an die DDR-Vergangenheit, an Mauer und Tote fördern wolle.

So hatte Berlin bereits in der Vergangenheit den Löwenanteil beim Ausbau des Radwegs bestritten; auch auf Brandenburger Gebiet. Dabei gab es reichlich Fördergeld durch den Bund und die EU, das auch Brandenburg abrufen kann.

In Berlin war es Cramer gelungen, die anfängliche Skepsis gegen den Mauerradweg abzubauen; die Brandenburger Politik konnte er dagegen nicht erweichen. Auch mehrere Schreiben an Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) änderten daran nichts. Brandenburg war nicht bereit, auch nur einen Cent in den Bau der Unterführung bei Mahlow zu stecken. Es gebe wichtigere Projekte, sagte auch Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke).

Brandenburg ließ sich auch nicht vom Angebot der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow erweichen, sich mit 100 000 Euro an den Kosten zu beteiligen. Auch die Bereitschaft eines Berliners, 50 000 Euro für den Bau zu spenden, ließ das Land verpuffen.

Jetzt macht aber sogar die Bahn Dampf. Damit sich das laufende und fast abgeschlossene Planfeststellungsverfahren für den Ausbau der Dresdner Bahn, über die dann auch der Airport-Express von und zum neuen Flughafen in Schönefeld rauschen soll, nicht weiter verzögert, ist in den ersten Januartagen ein Gespräch mit Verwaltungsvertretern aus Blankenfelde-Mahlow geplant. Die Gemeinde muss den Bau der Unterführung auf ihrem Gebiet förmlich beantragen.

Ohne das Bauwerk müssten Radfahrer und Fußgänger einen knapp zwei Kilometer langen Umweg machen, der in Lichtenrade über eine Holperpiste führt. Abgeschnitten auf dem Erinnerungskurs wären dann auch zwei Stelen, die an Flüchtlinge erinnern, die dort an der Mauer erschossen worden waren. Das Aufstellen der Stelen hatte ebenfalls Berlin finanziert. Diese Erinnerung wolle Brandenburg offensichtlich vermeiden, wirft Cramer der rot-roten Landesregierung vor, der der Gurkenradweg wichtiger sei als die Toten an der Mauer. Klaus Kurpjuweit

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