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Läuft doch! Zusammen mit Flüchtlingskindern wurden Räder repariert oder Buddelkästen wieder hergerichtet.

© Fabiana Zander

Gemeinsame Sache in Berlin-Mitte 2015: Mitte: Banker mit Mission

Mitarbeiter der Berliner Bank renovieren Unterkünfte für Wohnungslose und Flüchtlinge auf dem Gelände der Berliner Stadtmission am Hauptbahnhof.

Skenders Hände sind etwas schwarz vom Öl, aber dem Zehnjährigen ist das egal. Er schraubt mit vollem Eifer an den Fahrrädern herum. In seiner Heimat Serbien hatte sein Vater eine Autowerkstatt, dort half Skender immer mit. Beim „Social Day“ der Berliner Bank am Samstag im Zentrum der Berliner Stadtmission am Hauptbahnhof richtet er gemeinsam mit Mitarbeitern der Berliner Bank alte Fahrräder wieder her.

Was gemacht werden muss, weiß er ganz genau: „Das Trafo funktioniert nicht und wir brauchen eine neue Gangschaltung.“ Skender ist eins von 70 Kindern, die derzeit im „Haus Leo“ untergebracht sind. „Momentan haben wir 135 Flüchtlinge bei uns“, sagt Martin Zwick, Vorstand der Berliner Stadtmission. „Überwiegend sind das Familien und schwangere Frauen, die aus Kriegsgebieten geflüchtet sind.“

Die Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge gibt es seit sechs Wochen. Thomas Jaeger und Titus Gramann von der Berliner Stadtmission leiten dieses Projekt. „Die Flüchtlinge können ihre eigenen Fahrräder reparieren, wir stellen aber auch gespendete Fahrräder zu Verfügung“, sagt Jaeger. Die Materialkosten für die Reparaturen werden von den 7 300 Euro beglichen, die die Berliner Bank für den „Social Day“ gespendet hat, der im Rahmen des Aktionstags „Saubere Sache - Gemeinsame Sache“ stattfindet.

Über 100 Mitarbeiter der Bank, ihre Familienangehörigen, Freunde und ehrenamtliche Helfer der Berliner Stadtmission packen mit an. Sie renovieren die Wohnungen der Flüchtlinge und der Obdachlosen, die gemeinsam mit Studenten und Berlinbesuchern auf dem Gelände der Stadtmission zusammenleben.

„Neben unseren eigenen ehrenamtlichen Aktionen unterstützen wir den berlinweiten Aktionstag bereits zum vierten Mal“, sagt Berliner Bank-Chefin Stefanie Salata, die selbst im Maleroverall die Räume der Notübernachtung und Ambulanz für Wohnungslose streicht. „Dieses Jahr haben wir uns ganz bewusst ein Projekt ausgesucht, mit dem sowohl Flüchtlinge als auch Obdachlose unterstützt werden.“

Rafaela ist noch müde vom Eisbären-Spiel

Am Nachmittag feiern die Mitarbeiter gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern der Stadtmission, den Obdachlosen und Flüchtlingen mit syrischer Live-Musik und kulinarischen Köstlichkeiten aus den Herkunftsländern der Flüchtlinge. Auch Dilek Kolat, Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen kam zu Besuch und lobte besonders das „Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein“.

Über 190 Projekte hat die Berliner Bank in den letzten Jahren gefördert. Die Mitarbeiter machen freiwillig mit, viele bringen sogar ihre Kinder mit. Dazu gehört Tatjana Bechtold, die mit ihrer Tochter Rafaela ein Regal für die Sachspenden aufbaut. Die Achtjährige hilft tatkräftig mit, obwohl sie noch etwas müde vom ersten Eishockey-Heimspiel der Eisbären ist.

Allein die Sortierung der Sachspenden wird von insgesamt drei Teams der Berliner Bank unterstützt. Nicht ohne Grund. In den Räumen türmen sich blaue Säcke gefüllt mit Kleidung, Schuhen, Spielsachen, Kosmetikartikeln. „Auch wenn die Spender das manchmal leider nicht verstehen, aber wir haben erst mal einen Spendenstopp verhängt, damit wir mit dem Sortieren hinterherkommen“, sagt Ortrud Wohlwend, Pressesprecherin der Berliner Stadtmission.

Ein Mitarbeiter der Stadtmission berichtet von zwei sehr unterschiedlichen Situationen, die sich hier fast täglich abspielen: „Es gibt sehr viele Flüchtlinge und auch Wohnungslose, die zu uns kommen und sich unheimlich über die Spenden freuen. Manche fragen aber auch explizit nach Markensachen, die uns natürlich nicht immer zur Verfügung stehen.“

Der syrische Chefkoch ist eigentlich Arabischlehrer

In der Küche nebenan bereiten Sabrina Klapproth und ihr Lebensgefährte gemeinsam mit Melanie Zenk einen Salat für das gemeinsame Fest mit den Bewohnern am Nachmittag vor. „Unser syrischer Chefkoch holt gerade Nachschub“, sagt Klapproth. „Seit anderthalb Jahren lebt er schon in Deutschland und arbeitet als Koch auch in der Markthalle Neun in Kreuzberg.“ Eigentlich sei er Arabischlehrer, erzählt er. „Sobald ich besser Deutsch spreche, möchte ich wieder als Lehrer arbeiten.“

An Essen ist auf dem Außengelände noch nicht zu denken. Die Mitarbeiter gestalten mit drei Flüchtlingskindern, die fleißig Sand in Schubkarren füllen, einen neuen Sandkasten. „Im alten waren nur noch Steine“, sagt Cemal Karaaslan. „Wir haben neuen Sand aufgefüllt, damit die Kinder wieder spielen können.“ Ein paar Schritte weiter werden Blumen eingepflanzt. Die Mitarbeiter der Bank treten mit einer Bitte an Pressesprecherin Cornelia Reichel heran: „Vielleicht können wir im Frühjahr ein Treffen organisieren. Wir würden gerne sehen, welche Früchte unsere Arbeit getragen hat.“

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