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© dpa/Sebastian Christoph Gollnow

Geplante Pflanzungen stehen auf der Kippe: Umweltverwaltung stellt Nutzen von Berliner Mischwaldprogramm infrage

Vielen Bäumen in den Berliner Wäldern geht es schlecht. Jährliche Neupflanzungen sollen das ändern. Doch nun hat die Umweltverwaltung einen möglichen Kurswechsel angekündigt.

Im Rahmen des Mischwaldprogramms pflanzt die Berliner Umweltverwaltung seit 2012 jährlich bis zu Hunderttausende Bäume – nun hat die Behörde das Vorgehen infrage gestellt.

„Die Umweltverwaltung denkt darüber nach, ob das Mischwaldprogramm in diesem Umfang fortgesetzt wird“, sagte der Direktor der Berliner Forsten, Gunnar Heyne, der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist fraglich, ob man in dieser Form wirklich die Ziele erreicht – nämlich einen artenreichen und altersgemischten Bestand“, sagte Heyne. Zuvor hatten RBB und „Berliner Zeitung“ berichtet.

Erst am Mittwoch hatte die Verwaltung mitgeteilt, vergangenen Winter mehr als eine halbe Million Laubbäume in Berliner Wälder gesetzt zu haben und die Ziele positiv hervorgehoben. Das Programm solle die Wälder und ihre Funktionen schützen und erhalten, es leiste „einen entscheidenden Beitrag für die lufthygienische Situation der Großstadt, die Grundwasserneubildung sowie die Klimaanpassung der Stadt Berlin“, hieß es.

Mehr als vier Millionen Bäume sind seit 2021 gesetzt worden. Auf diese Weise sollen die Wälder klimaresistenter werden.

Umgestaltung der Wälder dauert sehr lange

Nun hat sich die Sichtweise offenbar geändert. Die Umgestaltung von Kiefernbeständen hin zu stabilen Laubmischwäldern dauere sehr lange, sagte Heyne. Die neu gepflanzten Bäume seien alle sehr jung. Um Platz zu schaffen, müssten zudem Bäume gerodet werden.

Auch der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Berlin hat Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Programms. Das Pflanzen neuer Bäume reiche nicht, um den Wald zu retten, erläuterte er am Mittwoch. „Die einseitige Ausrichtung des Berliner Mischwaldprogramms auf die Verkündung einer möglichst hohen Zahl von Baumpflanzungen ist blinder Aktionismus.“ Wichtig sei eine naturnahe Bewirtschaftung der Wälder. „Also nicht im großen Stil Kiefern roden, um dann die gewünschte Zahl von Laubbäumen pflanzen zu können.“

Geplante Pflanzungen stehen auf der Kippe

Neupflanzungen seien nur dort zu empfehlen, wo Bäume infolge des Klimawandels im großen Maße abgestorben und keine neuen nachgekommen seien. „Es wäre viel hilfreicher für den Wald, bei der Umwandlung zum Mischwald nur dort nachzuhelfen, wo er sich nicht mehr selber helfen kann. Auf allen anderen noch funktionalen Flächen sollte man den Wald in Ruhe wachsen lassen“, so der BUND-Fachreferent für Baumschutz Christian Hönig.

Ob kommenden Winter, wie ursprünglich geplant, 390.000 Bäumchen gepflanzt werden, sei derzeit offen, sagte ein Sprecher der Umweltverwaltung. Zunächst einmal soll weniger gerodet werden: Heyne zufolge haben die Forsten diesen Auftrag schon bekommen. (dpa)

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