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Gerald Klews beim SC Gatow Berlin: Zwischen Bar und Bolzplatz

Der ehemalige Hertha-Profi Gerald Klews kickt jetzt beim SC Gatow

Vor vier, fünf Jahren ist etwas schief gelaufen in der Karriere des Gerald Klews, und er hat es erst bemerkt, als alles vorbei war. „Ich war blind. Ich war taub.“ Jedenfalls spielt Klews mit seinen 31 Jahren wieder da, wo alles anfing. In Spandau, Ortsteil Gatow. Bezirksliga. Der Fußballplatz der SC Gatow liegt versteckt hinter Bäumen in einer Sackgasse. „Restaurant für jedermann“ steht über dem schmuddeligen Casino. Aber hier ist niemand, zumindest nicht auf dem Rasenplatz, der so holprig ist wie die Neuköllner Hasenheide. „Die Herren spielen drüben auf dem Kunstrasen“, sagt ein Mann neben der gelben Telefonzelle, die zum Kassenhäuschen umgebaut wurde. Eintritt: drei Euro. Das also ist die neue Welt von Gerald Klews. Die alte sah so aus: Klews, 20 Jahre alt, spielte vor 75 000 Fans im Olympiastadion. Er war einer der „Hertha-Bubis“, jener legendären Nachwuchsmannschaft des Bundesligisten, die es 1993 bis in Finale des DFB-Pokals schaffte und dort unglücklich 0:1 gegen Bayer Leverkusen verlor. „Ich war drin im Geschäft“, sagt Klews. Er war Fußballprofi.

Ein bisschen klein ist Klews, 1,70 Meter. Aber der Mann kann rennen. Wenn er in Gatow in hohem Tempo über den Platz dribbelt, hebt er die Ellenbogen wie Flügel an und senkt den Kopf. Wie ein Adler im Sturzflug. Die Karriere verlief ähnlich. Erst spielte er mit Hertha BSC in der Zweiten Liga, dann bei Energie Cottbus. Und da begann der Krach, erzählt Klews. Seine Frau habe sich in finanzielle Dinge eingemischt und sich mit dem Cottbuser Präsidenten Dieter Krein angelegt. „Von diesem Tag an hatte ich einen schlechten Ruf.“ Mit Dynamo Dresden war er sich einig, aber nach der Geschichte meldete sich der Klub nicht mehr. Klews versuchte es weiter, in Babelsberg, in Oldenburg, Kiel, Halle und zum Schluss in der Oberliga beim Berliner AK. Da gab es kein Geld mehr, also wechselte er nach Hoyerswerda. Wieder ein guter Vertrag, nur wieder kein Geld. Jetzt klagt er vor Gericht. Klews hatte aufgehört mit dem Fußball, mit 31 Jahren „eigentlich zu früh“. Aber da gab es diese alten Kontakte nach Spandau. Klews ist jetzt Barkeeper in einem Restaurant. Als Gegenleistung bolzt er in der Bezirksliga in Gatow.

Die Bratwurst kostet einen Euro. Und wenn das Spiel vorbei ist, trinkt Trainer Carsten Köhn erst mal ein Bier. „Gerry ist eine unglaubliche Verstärkung für uns“, sagt er. „Und er passt ins Team.“ Die Mannschaft ist erfahren, auch der ehemalige Zweitligaspieler Sascha Krämer (früher Essen) spielt hier. Zwei Mal ist Gatow aufgestiegen, es sieht so aus, dass es auch diesmal klappt. Dann wollen sie wieder ihre Kontakte spielen lassen und Mike Lünsmann und Sven Meyer überreden. Die haben auch mal im Profigeschäft gespielt – bis es dann doch nicht reichte.

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