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Berlin: Gerhard Hoffmann: Gastwirt, Verleger, Talkmaster. Ein Multitalent. Und einer der Gründer des lesbisch-schwulen Stadtfests

Den Untertitel hat er bewusst gewählt: Promi-Talk nennt Gerhard Hoffman seine Gesprächsrunde, die er heute und morgen auf der Bühne des schwul-lesbischen Stadtfests leitet. Natürlich geht es dabei auch um Politik.

Den Untertitel hat er bewusst gewählt: Promi-Talk nennt Gerhard Hoffman seine Gesprächsrunde, die er heute und morgen auf der Bühne des schwul-lesbischen Stadtfests leitet. Natürlich geht es dabei auch um Politik. Schließlich sitzt heute unter anderem der Schöneberger Baustadtrat Gerhard Lawrenz bei ihm auf dem "wilden Sofa". Brisante Themen will er ausklammern, zum Beispiel das Tauziehen der Stadtfest-Veranstalter - und er gehört dazu - um die Straßennutzungsgebühren, die der Bezirk für das Fest kassieren will. "Wenn ich Politik machen will", sagt Gerhard Hoffmann, "dann doch nicht auf einem Stadtfest."

Ein unpolitischer Mensch ist der Diplom-Politologe indes sicher nicht. Als Student arbeitete der heute 53-Jährige in verschiedenen Basisgruppen, war aktiv in der Schwulenbewegung und schließlich im Chile- und im Berufsverbote-Komitee der Freien Universität. Heute steht er in engem Kontakt zum Rathaus Schöneberg. Sei es wegen des Stadtfests, der Regenbogenfahnen oder zuletzt der Regenbogenstele, die der Zusammenschluss der schwulen Wirte am Nollendorfplatz aufstellen ließ. Von der großen Politik lässt er die Finger, seit er sich entschied, die Pläne aufzugeben, als Parteiloser für die Grünen in den Kampf um die Abgeordnetenhauswahl zu ziehen. "Ich habe rechtzeitig gemerkt, dass das nichts für mich ist", sagt er und erinnert sich nicht gern an seine Vorstellungsrunde vor der Parteibasis: "Das war alles nach den gleichen Zopfmustern gestrickt. Ich hatte gehofft, die Partei sei mehr Joschka-Fischer-gleich oder Elisabeth-Ziemer-ähnlich."

Mit der Schöneberger Bürgermeisterin verbindet ihn eine enge Freundschaft, die so alt noch gar nicht ist. "Das war beim ersten Flaggenhissen vor dem Rathaus, 1995. Sie kam die Treppe herunter, ich schaute sie an...", so beginnen normalerweise die Liebe-auf-den-ersten-Blick-Geschichten. Gerhard Hoffmann sieht das ähnlich, krault die Spitze seines weißen Kinnbarts: "Mit einem Kerl sollte mir das mal passieren."

Den Albino-Verlag, den er 1981 mit anderen gründete, hat er jüngst aufgegeben. Die Kneipe "Anderes Ufer" an der Schöneberger Hauptstraße schon vor zwei Jahren verkauft. 1977 hatte er mit anderen die erste offen schwule Kneipe in Europa eröffnet - natürlich im Kollektiv, wie das sich damals gehörte. Trotzdem machten sich die Kneipiers nicht nur Freunde. Nicht etwa von Nachbarn oder naserümpfenden Trinkern, sondern von politisch linken Schwulen: "Wir waren damals der Inbegriff des verhassten Kapitalismus."

Wenn er sich nicht gerade auf seine Talkrunden vorbereitet oder das nächste Stadtfest vorbereitet, sitzt Gerhard Hoffmann vor den Gemälden seines verstorbenen Freundes und schreibt: ein Kindermusical zur Eröffnung des Stadttheaters im rheinischen Neuss. Wie er dazu kommt? "Ich habe mich hingesetzt und einfach angefangen."

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