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Berlin: Geschäft und Versand in Wilmersdorf werden aufgegeben - Keine Abfindung für Stammpersonal

Die Buchhandlung Wasmuth an der Pfalzburger Straße 43 existiert bald nur noch als Antiquariat und Verlag. Das bisherige Ladengeschäft und der Versand, der neue Bücher für internationale und Berliner Bibliotheken, Universitäten und Privatleute beschaffte, werden zum 30.

Die Buchhandlung Wasmuth an der Pfalzburger Straße 43 existiert bald nur noch als Antiquariat und Verlag. Das bisherige Ladengeschäft und der Versand, der neue Bücher für internationale und Berliner Bibliotheken, Universitäten und Privatleute beschaffte, werden zum 30. Juni aus wirtschaftlichen Gründen liquidiert.

Verlagschef Ernst J. Wasmuth bestätigte gestern Belegschaftsangaben, wonach dies die Kündigung von sieben langjährigen Mitarbeitern ohne Abfindung bedeutet. Die Betroffenen werfen der Geschäftsführung vor, "getrickst" zu haben, um die zum Teil seit mehr als 30 Jahren angestellten Mitarbeiter kostengünstig loszuwerden. Erst im Juni 1999 war die 128 Jahre alte Buchhandlung in selbstständige Unternehmen aufgeteilt worden. Die Schließung betrifft die "Wasmuth International Library Services".

Erhalten bleibt dagegen die Firma "Wasmuth Buchhandlung & Antiquariat", die an der Pfalzburger Straße ein Antiquariats-Gewölbe im Hinterhof hat. Ebenfalls fortgeführt werden der in Berlin und Tübingen ansässige Verlag sowie Shops im Ägyptischen Museum, im Alten Museum, im Pergamon-Museum und neben der Gemäldegalerie im Tiergartener Kulturforum.

Firmenchef Wasmuth begründet die Schließung vor allem mit dem immer geringeren Einkaufsbudget der öffentlichen Bibliotheken, aber auch mit der Konkurrenz durch den Internet-Buchhandel. Mit der Ausgründung der neuen Firma vor einem Jahr habe man "eine neue Chance gesucht" und auf die Beteiligung von Investoren gehofft. Entsprechende Verhandlungen seien aber ergebnislos geblieben.

Die Buchhandlung und der Verlag waren 1872 an der Französischen Straße in Mitte von Ernst Wasmuth, dem Großonkel des heutigen Unternehmensleiters, gegründet worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die Firma an die Hardenbergstraße in Charlottenburg um, bis sie die dortigen Räume wegen hoher Mietforderungen aufgab und sich in Wilmersdorf ansiedelte.

Ein wenig wie eine Ironie des Schicksals wirkt es, dass die Wasmuth an der Hardenbergstraße direkt neben der Musikalienhandlung Bote & Bock residiert hatte, der es bereits Ende März ganz ähnlich erging. Wegen Unwirtschaftlichkeit schloss ein Londoner Musikkonzern, zu dem Bote & Bock inzwischen gehört, das traditionsreiche Geschäft. Anders als bei Wasmuth ist von der Musikalienhandlung jetzt überhaupt kein Verkaufsladen, sondern nur noch der Verlag übrig.

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