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Berlin: Geschichte zum Sammeln – eine Zeitreise durch Berlin

Der Tagesspiegel schenkt seinen Lesern acht historische Stadtpläne – und erzählt dazu spannende Geschichten. Morgen geht’s los – im Jahr 1652

Kehricht- und Kothaufen auf den ungepflasterten Gassen; Schweineherden, die sie grunzend nach Nahrung durchwühlen; viele Häuser baufällig, dazwischen verwildertes Brachland – nein, Mitte des 17. Jahrhunderts war die Doppelstadt Berlin-Cölln kein sehr gemütlicher Ort. Fast ein Wunder, dass Kurfürst Friedrich Wilhelm, den man später einmal den Großen nennten sollte, dennoch auf das gottverlassene Kaff gesetzt und es als seine Residenz akzeptiert hatte.

Mit der Schilderung eines Spaziergangs durch die im Dreißigjährigen Krieg völlig heruntergekommene und auf ihre mittelalterliche Ausdehnung zurückgeworfene Stadt beginnt der Tagesspiegel in seiner morgigen Ausgabe eine Zeitreise durch die Geschichte Berlins, vom Barock bis in die Zeit des Kalten Krieges, als der zwischenzeitlich erlangte Status einer Metropole längst wieder zerrieben und Berlin erneut Doppelstadt war. Zur Orientierung – und nicht zuletzt als Sammelobjekt – liegt der Zeitung an insgesamt acht Tagen ein faksimilierter Stadtplan bei, der die Stadt in wichtigen Stationen ihrer Entwicklung zur Metropole zeigt.

Im Berlinteil der Zeitung erscheinen parallel dazu Beiträge, um die im zweidimensionalen Grundriss gezeigte Stadt so historisch getreu wie unterhaltsam zu porträtieren.

Der morgen beigelegte Stadtplan ist zugleich der erste, der von Berlin existiert, gedruckt 1652, nach einer Zeichnung des kurfürstlichen Baumeisters Johann Gregor Memhardt. Er wird es auch sein, den der Leser auf einem Spaziergang durch die barocke Residenz begleiten darf: ausgehend von Memhardts Haus an der wenige Jahre zuvor gepflanzten Allee, aus der einmal der Boulevard Unter den Linden werden sollte, quer durch den Lustgarten, vorbei am Schloss und dann durch die Stadt zur Marienkirche und zurück. Um solides Schuhwerk wird gebeten, schon wegen der Schweine.

Mit der zweiten Karte von 1738 (Erscheinungstag 7. Dezember) geht es in das Berlin des Soldatenkönigs, kurz vor der Amtsübernahme durch Friedrich II. Der Plan von 1792 (8. Dezember) zeichnet ein Berlin an der Schwelle zum 19. Jahrhundert – und zu einer neuen, von der Französischen Revolution eingeläuteten Zeit, in der das Preußen des Alten Fritz endgültig untergehen sollte. In das Erscheinungsjahr der Karte von 1857 (11. Dezember) fällt die Regierungsübernahme durch Kronprinz Wilhelm, den späteren ersten Kaiser. Seine Krönung 1871 in Versailles leitet die stürmischen Gründerjahre ein, die sich im Stadtplan von 1875 (15. Dezember) spiegeln. Zwei Jahrzehnte später steht die Stadt ganz im Banne des Wilhelminismus und seiner Großmachtsträume, die sich auch im Plan von 1896 (18. Dezember) niederschlagen. Architektonische Allmachtsfantasien schlagen sich in dem Plan von 1944 (22. Dezember) nieder: An die Stelle von Berlin sollte Germania treten, aber daran glaubte zu diesem Zeitpunkt eigentlich niemand mehr. Und 1957 (24. Dezember) ist Berlin wieder das, was sie ganz am Anfang einmal war: eine Doppelstadt.

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