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Berlin: Geschlagen und getreten

Wieder muss die Polizei gegen Kollegen ermitteln: Mehrere Beamte sollen im Vorfeld des Besuchs von US-Präsident George W. Bush am Mittwoch vergangener Woche einen jungen Palästinenser geschlagen, getreten und dabei mehrfach den Arm gebrochen haben.

Wieder muss die Polizei gegen Kollegen ermitteln: Mehrere Beamte sollen im Vorfeld des Besuchs von US-Präsident George W. Bush am Mittwoch vergangener Woche einen jungen Palästinenser geschlagen, getreten und dabei mehrfach den Arm gebrochen haben. Zahlreiche Zeugen beobachteten den Vorfall an der Scharnweberstraße in Reinickendorf. Möglicherweise waren es in diesem Fall nicht die für ihr kompromissloses Vorgehen bekannten Berliner Beamten, sondern Unterstützungskräfte aus Rheinland-Pfalz. Ein Zeuge sagte, Polizeifahrzeuge mit Mainzer Kennzeichen hätten seinerzeit den Bereich Scharnweberstraße / General-Woyna-Straße abgesperrt.

Nach Darstellung von Zeugen stand das Opfer Khaled Mohamed zunächst auf einem Balkon im ersten Stockwerk des Hauses Scharnweberstraße 91. Er hielt eine Palästinenserfahne in der Hand, ging dann damit auf die Straße. Das war wenige Minuten, bevor die Kolonne des soeben gelandeten George W. Bush vom militärischen Nordteil des Flughafens Tegel über die Scharnweberstraße in Richtung Stadtmitte fuhr.

Ein Kleinbus der Polizei, vermutlich von einem Vorauskommando der Bush-Kolonne, hielt neben dem Mann, es sprangen drei Beamte aus dem Auto, entrissen ihm die Fahne und schlugen den Mann zu Boden. Er sei von den Beamten mehrfach mit Fäusten geschlagen worden, berichtete der 49-jährige Fred Rechlin, der den Vorfall mit seiner Familie von einem jugoslawischen Restaurant gegenüber beobachtete. Das Mainzer Polizeifahrzeug sei dann sehr schnell weitergefahren. Beamte aus einem nachfolgenden zweiten Polizeiwagen hätten den verletzten und sichtlich geschockten Mann dann unter den Armen gepackt und ihn in die GeneralWoyna-Straße, außer Sichtweite der Bush-Kolonne, geschleift. Sein Tischnachbar im Restaurant habe den Übergriff fotografiert, sagte Rechlin.

Ein zweiter Zeuge, Hans-Jürgen Wolter aus dem Nachbarhaus Scharnweberstraße 90, sagte gestern der Kriminalpolizei, aus dem ersten Polizeiwagen seien nacheinander insgesamt fünf Polizisten über Khaled Mohamed hergefallen. Er sei dann von zwei Beamten „um die Ecke“ geschleift und dort am Boden gehalten worden: „Immer wenn er hoch wollte, bekam er wieder einen Schlag.“

Die Polizeipressestelle bestätigte gestern, dass eine Anzeige gegen Polizeibeamte wegen Körperverletzung vorliegt. Hans-Jürgen Wolter sagte dem Tagesspiegel, er sei gestern von den zuständigen Beamten im Landeskriminalamt vernommen worden. Diese hätten angeblich von dem Vorfall am Vormittag aus dem Radio erfahren. Polizeipräsident Dieter Glietsch sagte, er lege größten Wert darauf, dass die Vorwürfe schnell und gründlich geprüft werden. Werner Schmidt

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