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Bollwerk gegen Burger. Jan und Margaretha Olszewski in ihrem brandneuen Laden „Youfresh“ in der Mall of Berlin. Ihr gesundes Fast Food nimmt es mit Burger-Giganten wie Mc Donald’s auf. Der hat gleich nebenan eröffnet.

© Georg Moritz

Gesundes Fast Food: Frischer snacken

Tschüss, Pizza und Burger: Essen zum Mitnehmen muss nicht aus Kalorienbomben bestehen. Läden, die was Leichtes anbieten, liegen im Trend – wie zum Beispiel „Youfresh“ in der Mall of Berlin.

Von Susanne Leimstoll

Das Motto von „Youfresh“ steht gleich am Eingang: „Keep calm and ignore Junk Food.“ Das schaff mal einer, denn direkt nebenan im zweiten Stock der neuen Mall of Berlin am Leipziger Platz öffnet sich das große Maul eines Mc Donald’s, und gegenüber geht die Fressmeile weiter: Asiapfanne, Pizza, Burger, Currywurst. Fett, Kohlenhydrate, Geschmacksverstärker. Jan Olszewski und seine Frau Margaretha halten dagegen. Sie sind jung und sehen so frisch aus wie ihr in Maigrün und Weiß gehaltener Laden hinterm kräuterdekorierten Tresen. Ihre Message lautet: Wenn schon schnell zwischendurch essen, dann wenigstens gesund. Und wer zum Essen bleibt, setzt sich lieber an die hellen Holztische im Laden als zwischen all die Normalos draußen auf dem Flur der Mall.

Bei Fast Food zeichnet sich ein neuer Trend ab. Wer fit sein und kalorienbewusst essen will, wer sich lieber vegetarisch oder vegan ernährt, findet ein wachsendes Angebot, gerade in Berlin. Die Macher bieten an, was sie selbst am liebsten essen. Onigiri von „Rice-up“ oder die fleischlosen Sommerrollen von „Mo“ sind das beste Beispiel.

Die Olszewskis starteten mit einem Laden für Frozen Yogurt aus Biomilch in der Friedrichstraße, doch die Kunden wollten mehr. Deshalb also die Idee, frisch gemixte Salate, Biosuppen, dunkles Ciabatta und Wraps mit viel Gemüse, aber auf Wunsch mit speziellem Schinken oder Hähnchen zusätzlich zu Frozen Yogurt und Müsli anzubieten – alles aus regionaler, natürlicher, fairer Produktion. Zulieferer sind vor allem Berliner Start-ups oder Manufakturen. „Leute in unserem Alter und auf der gleichen Wellenlänge, da arbeitet es sich leichter“, sagt Jan Olszewski.

Das Angebot, ihr Konzept auf 87 Quadratmetern in der Mall umzusetzen, kam von Investor Harald G. Huth – weil seine Tochter das frühere Geschäft der Olszewskis schon toll fand. Zur Eröffnung vor 14 Tagen fragten zwei weitere Berliner Centerbetreiber an. Dabei tüfteln die Olszewskis noch an der Speisekarte. Bald wollen sie vegane Wraps und Brote anbieten, mit Fleischersatz aus Hülsenfrüchten. Und sie suchen einen Hersteller, der Biofleisch fertig zubereitet liefert.

Was heißt nun „gesundes“ Essen? Auf dem Buffet neben dem Frozen-Yogurt-Automaten, an dem man seine Portion selber zapfen kann, reihen sich neben Früchten auch Schüsseln mit Schokolade und Zuckerzeug. Na ja, sagt Jan Olszewski, zumindest hat der gefrorene Joghurt nur ein Drittel der Kalorien eines Eisbechers, und mit einer Suppe oder einem Salat vorab fällt die Kalorienbilanz gnädig aus. Dass er, wo möglich, Bioqualität wählt und Lebensmittel ohne Zusatzstoffe, Kunstaromen, Gentechnik-Produkte, dass Nachhaltigkeit selbst bei den T-Shirts der Mitarbeiter eine Rolle spielt, hebt „Youfresh“ von der Junkfood-Konkurrenz ab. Dass man zusehen kann, wie das Essen aus frischen Bestandteilen zubereitet wird, dass nichts lange liegt und nichts vorher Abgepacktes über den Tresen geht, ebenfalls. Wer alternatives Fast Food konsumiert, isst zumindest bewusster und – im Vergleich – bekömmlicher.

Pioniere wie die Biokette Gorilla scheiterten vor Jahren mit dem Projekt eines gesunden Schnellrestaurants, Jan Olszewski beeindruckt das nicht. Vielleicht, sagt er, sei da die Zeit noch nicht reif gewesen. Ein Problem sei die Reduzierung auf reine Bioware – der hohen Rohstoffkosten wegen. „Ich bin mir sicher, dass es in einigen Jahren eine Marke zum Beispiel für, sagen wir: gesundes Mc Donald’s geben wird“, sagt Jan Olszewski. Aber bis dahin ist der David „Youfresh“ ja vielleicht auch schon ein Goliath.

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