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Gesundheitsbranche: Vivantes will Hospiz für Todkranke eröffnen

Leiter der Einrichtung zur Sterbebegleitung soll der bekannte Heimkritiker Michael de Ridder werden. Geld aber will der Klinikkonzern eher mit neuen Komfortkliniken für zahlungskräftige Patienten verdienen.

Die Klinikkette Vivantes wird auch in diesem Jahr wachsen. In den kommenden Monaten will der landeseigene Konzern erstmals ein Hospiz einrichten. Voraussichtlich wird es im Juli auf dem Gelände des Wenckebach-Klinikums in Tempelhof eröffnet. Bislang soll das Hospiz 16 Menschen beherbergen können. Hospize – aus dem Lateinischen für „Herberge“ – sind Einrichtungen zur Sterbebegleitung. Meist werden sie wie stationäre Pflegeheime betrieben, in denen die Palliativversorgung der todkranken Patienten, also die Linderung von Schmerzen und Beschwerden, im Vordergrund steht. In der Stadt gibt es derzeit zwölf Hospize mit insgesamt 175 Plätzen.

Leiter der neuen Einrichtung sollen Michael de Ridder und Gabriele Tiede werden. De Ridder hat sich als Kritiker der oft mangelhaften Versorgung von Pflegebedürftigen in Heimen bundesweit einen Namen gemacht. Das Hospiz soll unter dem Dach einer gemeinnützigen Tochtergesellschaft entstehen, Gewinneinnahmen dürften beim Betreiben des Hauses also nicht beabsichtigt sein.

Gewinne macht der größte kommunale Klinikkonzern Deutschlands inzwischen eher mit seinen Komfortkliniken. Schon jetzt gibt es zwei solcher Erste-Klasse-Stationen, eine größere im Humboldt-Klinikum in Reinickendorf eine kleinere in Spandau. Nun werden in diesem Jahr zwei weitere Komfortkliniken für zahlungskräftige Patienten eingerichtet. Eine soll am Klinikum Neukölln, eine weitere am Auguste-Viktoria-Klinikum in Schöneberg entstehen. Wessen Krankenkasse die luxuriöse Station nicht komplett bezahlt – und das dürften die meisten Versicherungen sein – muss allerdings zuzahlen: Zwischen 100 und 180 Euro fallen extra pro Tag für ein Einzelzimmer an. Neben der in Komfortstationen üblichen Chefarztbehandlung kümmern sich zusätzliche Helfer wie in einem Hotel um die Patienten.

Vivantes darf seine erwirtschafteten Gewinne bis 2020 behalten, sie fließen also nicht in die Kassen des Landes, das Eigentümer der Klinikkette ist. Dazu hat sich der Senat vor einigen Monaten verpflichtet. Vivantes war 2004 entschuldet worden und hat sich seitdem finanziell stabilisiert. 2010 hatte der Konzern rund 6,3 Millionen Euro Plus gemacht.

Der Gesundheitsmarkt ist umkämpft. Neben den großen öffentlichen Häusern wie Vivantes und der Charité wollen zahlreiche private, gemeinnützige und kirchliche Einrichtungen eine möglichst hohe Auslastung ihrer Krankenbetten. Um im Wettbewerb mitzuhalten, will Vivantes in den nächsten Monaten in marode Standorte investieren. Rund ein Drittel aller Berliner Patienten lässt sich in einer der Vivantes-Kliniken mit ihren insgesamt 13 000 Mitarbeitern versorgen: 2010 waren es 208 339 stationär aufgenommene Patienten.Hannes Heine

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