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© Mike Wolff

Neue Clubs in Berlin: Getanzt wird immer

Es gibt Clubs, die sterben. Aber irgendwo machen wieder welche auf. Doch langfristig, befürchten Betreiber, wird die Innenstadt zum Feiern zu teuer.

Bar25. 90 Grad. Casino. Allesamt waren sie mal Aushängeschilder des Berliner Nachtlebens, heute existieren sie nur noch in der Erinnerung. Längst verabredet man sich im Gretchen, im Prince Charles, im KaterHolzig, im Flamingo, im Ritter Butzke. Und trotz des Klagelieds vom Clubsterben kommen ständig neue Namen dazu. Allein in dieser Woche öffnen zwei Bars in Mitte, die Maria am Ostbahnhof feiert nach kurzem Zwischenstopp als ADS nun als Magdalena weiter und am Wochenende wird in der alten Kindl-Brauerei in Neukölln bei einem Mini-Festival schon mal der Clubbetrieb geprobt.

Champagnerama heißt der zweieinhalb Tages-Rave mit 50 DJs und Künstlern auf fünf Floors, der dort am Freitagabend startet. Am 2. März wird dann auf 3500 Quadratmetern das Cube als Eventzentrum und am Wochenende als Klub eröffnet. Laut Bezirksamt wollen auch die Macher der Kneipe „Fuchs und Elster“ in der Weserstraße in der früheren Brauerei einen Klub aufmachen. Selbst das von vielen abgehakte Mitte bleibt in Bewegung. Erst am Montag eröffnete die Butcher’s Cocktailbar in der Torstraße am Rosenthaler Platz. In den einstigen Schlachterräumen hängen die Getränke auf Fleischhaken. Wer ins Butcher’s will, muss in den Imbiss Fleischerei gehen und sich dann durch eine alte Telefonzelle neben den Toiletten zwängen. Am Arkonaplatz kommt am Freitagabend mit dem NBI ein altbekannter Name zurück. Erst im Oktober musste der Klub in der Kulturbrauerei schließen, nun öffne man in der Zionskirchstraße 5 als Bar wieder, sagt Chef Dirk Mitlehner. Allerdings ohne Konzerte und Partys. „Wir wollen entschleunigen“, sagt Mitlehner. Die Gäste sollen sich aus Musiklisten ihre Lieblingssongs wünschen dürfen. In der dreigeschossigen, ehemaligen Communal-Armenschule in der Hirtenstraße neben der Volksbühne wollen Martin Hötzl (ex-Rodeo Club) und Jesko Klatt (Spindler & Klatt) Ende März das The Grand eröffnen, eine Mischung aus gehobenem Restaurant, Bar und Club. An zwei Tagen pro Woche und am Wochenende soll im Hauptraum des von Rainer Möckl (Borchard) geleiteten Restaurants getanzt werden. Bereits im vergangenen Jahr eröffneten in Mitte die Klubs KTV gegenüber dem Bundesnachrichtendienst in der Chausseestraße und Flamingo in den S-Bahnbögen am Monbijoupark.

Andere wie Tresor, Weekend, Watergate, Berghain und Cookies sind Bastionen des Nachtlebens. Auch das Magdalena gehört dazu. So heißt jetzt das zeitweise als ADS bekannte Maria am Ostbahnhof an der Schillingbrücke. Am Wochenende machte Betreiber Ben de Biel unter dem neuen Namen wieder auf. Ehe das Grundstück verkauft werden kann, muss erst der Streit um die Sanierung der Ufermauer beigelegt werden. Nutznießer ist de Biel, er darf mindestens noch ein Jahr öffnen. Ein neues Konzept will er noch austüfteln, sagt er. Aus dem „operativen Geschäft“ wolle er sich aber zurückziehen. Schließlich ist er Hobby-Fotograf und auch noch Pressesprecher der Piraten.

Dieser stetige Wandel, das zeitlich Begrenzte, das Neue sind es, die das Nachtleben für Berliner und Gäste interessant macht. Man erfreut sich an etwas, so lange es da ist. Wenn ein Klub verschwindet, macht schon ein neuer auf. Und bis dann die Allgemeinheit davon erfährt, feiert die Szene dort oft schon Monate.

„Es machen viele Klubs auf, es hält sich vielleicht sogar die Waage gegenüber den Schließungen“, sagt selbst Lutz Leichsenring von der Clubcommission. Dennoch warnt er weiterhin davor, dass in der Innenstadt vor lauter Investoren und Auflagen seitens der Ämter bald kein Platz mehr sei. Bereits jetzt seien die zentralen Standorte zu teuer, um neue große Klubs mit internationalem Ruf profitabel betreiben zu können. „Im Zentrum wird es schwieriger“, sagt auch Christoph Klenzendorf vom KaterHolzig, deswegen würden die Klubs langfristig wohl nach Stralau und Lichtenberg ziehen. Obwohl „alles zusaniert und teuer“ werde, sei aber noch viel möglich. Das sieht auch VisitBerlin-Chef Burkhard Kieker so. „Klubs machen zu, aber es machen auch ständig welche auf. Das ist das Wesen Berlins“, sagt Kieker. Es gebe noch viele Ecken zum Entdecken. Selbst in Prenzlauer Berg, der wegen der Schließungen von Klub der Republik, Icon und Knaack als Negativbeispiel herhalten muss, feiern Klubs wie Dazzle und Bassy weiter. Und die Clubcommission sucht für eine Location in der Heidestraße am Hauptbahnhof neue Betreiber. Christoph Spangenberg

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