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Berlin: Gipfeltreffen der Ladys

Ehrengast Meryl Streep spielt Maggie Thatcher Allein waren beide schon häufiger in Berlin.

Wie war es denn nun wirklich in Downing Street 10? Die Mission ist erfüllt, die Premierministerin will James Bond danken, die Leitung steht. Eilig streift sie die Gummihandschuhe ab, öffnet den Küchenschrank, dort hängt das rote Telefon. Kann Maggie Thatcher ahnen, dass 007 sein Telefon weggelegt hat und sie mit einem Papagei spricht? „Ihr Einsatz und ihr Mut sind ein Ruhmesblatt für die ganze Nation.“ Auch Ehemann Denis steht dabei, will naschen, bekommt eins auf die Finger. Ob sie etwas für ihn tun könne?, fragt sie 007. „Gib mir einen Kuss“, krächzt es zurück. „Aber Mr. Bond ...“, verlegen nestelt Maggie an der Betonfrisur.

Nein, so geht es in „The Iron Lady“ dann doch nicht zu, Meryl Streep trägt auch keine Gummihandschuhe. Die Szene beschließt den Bond-Film „In tödlicher Mission“ (1981) mit Roger Moore als 007 und Janet Brown als Premierministerin, deren bekannteste, 2011 gestorbene Imitatorin.

Damals war Thatcher zwei Jahre im Amt, der erste Berlin-Besuch lag noch vor ihr. Das war am 29. Oktober 1982, nur sieben Stunden lang, doch das volle Programm: Blumen-Niederlegung an der Mauer nahe dem Reichstag, Fahrt im Landrover auf dem britischen Patrouillenweg zum Potsdamer Platz, Eintragung ins Goldene Buch im Rathaus Schöneberg, dort die obligatorische Rede, in der sie die Sicherheitsgarantien für die Stadt bekräftigte und den Westen zu Stärke und Entschlossenheit gegenüber dem Ostblock aufrief, Besuch des britischen Hauptquartiers, zuletzt Essen in Schloss Charlottenburg und zurück nach London, im Gepäck als Gastgeschenk ein KPM-Teeservice. 1987 kam sie erneut, anlässlich eines Treffens der Parteiführer der Internationalen Demokratischen Union.

Meryl Streep war damals schon in zwei Berlinale-Filmen zu sehen gewesen: 1979 in Michael Ciminos Film „The Deer Hunter“, der wegen seiner angeblich beleidigenden Darstellung des Vietcong die Sowjets und viele andere Ost-Block-Staaten zum Abzug ihrer Festivaldelegationen veranlasste, und 1986 in „Out of Africa“ von Sydney Pollack. Sie selbst besuchte zum ersten Mal 1999 das Festival, stellte das Familiendrama „One True Thing“ von Carl Franklin vor – und erhielt anlässlich der Vorführung im Zoo-Palast eine Berlinale-Kamera überreicht. Zum Filmfest 2006 kam sie mit Regisseur Robert Altman zur Premiere von „A Prairie Home Companion“, im Sommer 2008 schließlich stellten sie und Pierce Brosnan „Mamma Mia!“ vor.

Maggie und Meryl – zwei Frauen mit sehr unterschiedlichen Berlin-Erfahrungen also, im Biopic vereint und am Dienstagabend im Berlinale-Palast zu sehen, samt Verleihung des längst fälligen Ehrenbären für die Hauptdarstellerin – zweifellos ein Höhepunkt des Festivals. Aber vielleicht doch nicht die wichtigste Auszeichnung, die Meryl Streep je bekommen hat. Nein, die Oscars sind es auch nicht. Die wichtigste Auszeichnung, das war, als sie einmal „Mutter des Jahres“ wurde, ein Preis, den sie gleich an ihre Mutter weitergereicht habe – so hat sie es auf ihrer Berlinale-Pressekonferenz 1999 erzählt. Und ohnehin: „Preise sind eine große Befriedigung, aber sie bedeuten nicht dasselbe, was Liebe bedeutet. Sie versuche ich in meinem Leben zu kultivieren.“ Auch über ihre Karriere hatte sie sich damals geäußert: „Ich habe einfach eine gute und vor allem eine lange Nase für geeignete Drehbücher und gute Regisseure.“

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