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Berlin: Giuseppe Sinopoli: "Aida" zu Ehren des verstorbenen Star-Dirigenten

Mit einer bewegenden Aufführung von "Aida" vor nahezu ausverkauftem Haus hat die Deutsche Oper gestern Abend an den am Freitag gestorbenen Dirigenten Giuseppe Sinopoli erinnert. Im Foyer des Hauses bildeten sich lange Schlangen vor dem dort ausliegenden Kondolenzbuch.

Mit einer bewegenden Aufführung von "Aida" vor nahezu ausverkauftem Haus hat die Deutsche Oper gestern Abend an den am Freitag gestorbenen Dirigenten Giuseppe Sinopoli erinnert. Im Foyer des Hauses bildeten sich lange Schlangen vor dem dort ausliegenden Kondolenzbuch. Vor Beginn der Vorstellung erhob sich das Publikum zu einer Schweigeminute. Der sichtlich mitgenommene Intendant der Oper, André Schmitz, sagte vor dem Publikum, die Musikwelt habe mit Sinopoli einen der ganz Großen, die Deutsche Oper einen liebevollen Freund verloren. Der erst 54-Jährige sei "einer der faszinierendsten Dirigenten überhaupt".

Wie berichtet, war Sinopoli am Freitagabend an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben, den er während einer Aufführung von Verdis "Aida" in der Oper erlitten hatte. Die bei Konzerten ständig anwesende Theaterärztin hatte den 54-Jährigen nicht retten können, nachdem er im 3. Akt plötzlich in den Orchestergraben gestürzt war. André Schmitz sagte: "Wir stehen alle noch unter Schock." Der Tod von Giuseppe Sinopoli in Berlin, ausgelöst durch eine Vorstellung in der Deutschen Oper, "hat etwas von einer antiken Tragödie".

Die Oper hatte schon am Sonnabend entschieden, die für den Sonntag wiederum mit Sinopoli am Pult geplante zweite Aufführung der Aida nicht abzusagen. Das sei im Sinne des Verstorbenen, hieß es. Die Oper habe zunächst überlegt, die Vorstellung ausfallen zu lassen. "Aber wir sind es dem Publikum und in erster Linie dem großen Maestro schuldig, die Aufführung stattfinden zu lassen." Am Abend hieß es, dass es auch nach der Todesnachricht viele Kartenwünsche gegeben habe. Niemand der 1800 Zuschauer habe sein Ticket zurückgeben wollen. Die Oper hatte dies am Sonnabend angeboten. Die musikalische Leitung für diese zweite Aida-Aufführung war Marcello Viotti übertragen worden.

Am Freitagabend war der erste Notruf "hilflose Person" bei der Leitstelle der Feuerwehr um 22.00 Uhr eingegangen, ein Rettungswagen raste zur Oper. Der zweite Notruf um 22.01 Uhr war schon spezifiziert: "bewusstlose Person, Reanimation wird versucht"; daraufhin rückte auch ein Notarztwagen aus. Dieser traf um 22.08 Uhr ein, vier Minuten nach dem Rettungswagen. Nach einer längeren Behandlung im Opernhaus brachte der Notarztwagen den Dirigenten um 23.16 Uhr in das Deutsche Herzzentrum. Dort starb Giuseppe Sinopoli wenig später im Beisein seiner Familie.

Die italienische Bevölkerung nahm am Sonntagnachmittag auf dem Kapitol Abschied von Sinopoli. An der Beerdigung am heutigen Montag in der römischen Kirche Santa Maria degli Angeli will auch Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi teilnehmen. Dort wird auch Alessandra Marc singen, die gestern Abend nach der Schweigeminute das Lied "Im Abendrot" aus den "4 letzten Liedern" von Richard Strauss vorgetragen hatte.

Das Orchester der Deutschen Oper und sein Generalmusikdirektor Christian Thielemann wollen ihr Sinfonieprogramm am Mittwoch im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt in Erinnerung an den verstorbenen Dirigenten spielen. Die Vortragsfolge ist dafür eigens geändert worden und bringt nun beziehungsvoll Franz Schuberts "Unvollendete", anspielend auf das Sterben mit 54 Jahren.

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